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Wir haben das Glück, im grössten Skigebiet Graubündens zu leben – sprich: Wir haben die Skipisten vor der Haustür. An den Winterwochenenden heisst es bei uns deshalb: raus aus dem Bett, rein in die Skischuhe und ab auf den Berg. Neben dem Mountainbiken im Sommer ist Skifahren unsere absolute Winterliebe. Doch es gibt einiges, was uns auf der Skipiste nervt.

11 Dinge, die uns auf der Piste nerven

So gross unsere Leidenschaft für perfekt präparierte Pisten auch ist, gibt es ein paar Dinge, die uns immer wieder nerven und wir müssen darüber reden. Was uns dabei so richtig auf die Ski geht? Das erfahrt ihr jetzt.

React Skibrille
Manchmal sind wir echt genervt. | © Marc Schürmann

Drängelnde – warum die Welt immer ganz ihnen gehört

Es gibt sie überall. Egal, ob am Skilift, im Restaurant oder im Sportbus – Drängler:innen sind wie Steine in einer perfekt präparierten Piste: Niemand will sie, aber irgendwie sind sie immer da. Und sie haben eine Mission: als Erste oben, als Erste satt, als Erste überhaupt. Warum? Keine Ahnung. Vielleicht, weil sie schon seit hundert Jahren treue Gäste sind? Oder weil sie denken, dass ihre dicken Skihandschuhe und ihre noch dickeren Portemonnaies ihnen automatisch Vorfahrt gewähren?

Was auch immer der Grund ist – sie benehmen sich, als wäre die Welt nur für sie gemacht. Warteschlangen? Werden zur Arena für Ellbogen-Attacken. Und wenn man im Bus mal höflich «aufschliessen» ruft, wissen wir schon: Drängler:innen bewegen sich keinen Millimeter.

Wisst ihr, was uns an denen so richtig nervt? Diese pure Ignoranz. Liebe Drängler:innen, wir sind alle hier, um den Tag auf der Piste zu geniessen. Ihr seid nicht allein auf dem Berg. Die Sonne geht auch für euch erst am Abend unter. Tief durchatmen, sich einreihen – und den Winter geniessen. Mehr braucht es doch nicht.

Kinder – die kleinen Pistenraketen mit Tunnelblick

Man fährt gemütlich auf der Piste, geniesst die Aussicht und dann – ZACK – da war es wieder. Ein Kind, das wie eine Rakete von links, rechts oder aus einer bisher unbekannten Dimension angeschossen kommt. Manchmal sieht man sie nicht einmal, man spürt sie nur. Von hinten angeflogen, wie ein waghalsiger Sprung von der Rampe des Wahnsinns.

Diese kleinen Wilden haben keinen Rückspiegel und keinen Plan. Gucken? Nein, das wäre zu einfach. Es ist wie im Videospiel – Power Up gesammelt, Turbo aktiviert, Augen zu und durch! Waldstück am Pistenrand? Perfekte Startrampe. Plötzlich auftauchende Skifahrer:innen? Ein bewegliches Hindernis, das mit der richtigen Technik locker umfahren werden kann.

Versteht uns nicht falsch – wir lieben, dass Kinder Spass am Skifahren haben. Sie sind die Zukunft des Wintersports, die nächste Generation der Freerider:innen. Aber bitte, liebe Eltern, ein kleiner Tipp fürs nächste Familienabenteuer: Ein bisschen Blick nach links und rechts schadet nie. Und liebe kleine Skiraketen, ihr seid schnell – das ist cool. Aber manchmal: Bremsen, schauen, atmen – das ist auch cool.

Betriebliche Störungen – der Lift steht, der Puls auch

Endlich – nach zehn Minuten Schlangestehen ist es so weit: Wir sitzen auf dem Sessellift, der Fahrtwind pfeift uns um die Nase, der Skitag kann beginnen. Doch kaum lehnen wir uns entspannt zurück, da passiert es. Stopp. Alles steht still. Keine Bewegung, kein Vorwärtskommen – ausser dem Gedankenkino in unseren Köpfen.

«Wieder einer zu blöd zum Einsteigen?» Natürlich, immer die anderen. Oder: «Das machen die doch mit Absicht, wetten?» Weil die Bergbähnler:innen sicher nichts Besseres zu tun haben, als im Glashäuschen grinsend die Pausentaste zu drücken.

Eine Liftfahrt kann wirklich ein Wechselbad der Gefühle sein. Tiefste Verzweiflung, wenn sich nichts mehr rührt, und pure Euphorie, wenn es plötzlich weiter geht und wir wieder sanft nach oben gleiten. Dazwischen liegen Emotionen, die sonst nur bei Elfmeterschiessen oder der finalen Folge der Lieblingsserie vorkommen.

Aber seien wir ehrlich: So sehr wir bei jedem Stillstand innerlich toben – am Ende sind wir doch dankbar, dass diese Seilbahnen uns sicher nach oben bringen. Jahr für Jahr, ohne dass wir jemals wirklich hängenbleiben. Ein Hoch auf die Bergbahnen, die es irgendwie immer schaffen – auch wenn sie uns manchmal in den Wahnsinn treiben.

Spass auf dem Sessellift
Wenn der Lift fährt, läuft auch die Stimmung. | © Tina Schürmann

Nebel – der ungebetene Gast aus dem Flachland

In Graubünden kennen wir eigentlich keinen Nebel. Den bringen wohl die Unterländer mit nach oben, wenn sie ihre Autos und Skis in die Berge schleppen. Aber gut, Nebel hat auch seine Vorteile: Leere Pisten, keine Menschen weit und breit – es ist, als hätte man das Skigebiet ganz für sich allein. Klingt wie ein Traum, oder?

Ja, das denken wir jeweils auch. Bis wir den ersten Hang hinunterfahren. Plötzlich wird die Freude auf die Einsamkeit zur Fahrt im Geisterzug: Null Sicht. Nichts. Die Piste verwandelt sich in ein gespenstisches Nirgendwo, und wir gleiten mit der Eleganz einer Giraffe auf Rollschuhen ins Ungewisse. Oben? Unten? Links? Rechts? Keine Ahnung. Orientierung? Überbewertet.

Und wenn die Piste dann noch zur Buckelpiste wird – herzlichen Glückwunsch. Jeder Hügel ein überraschender Kamelrücken, jedes Tal eine Achterbahn ins Dunkel. Uns wird schlecht, die Knie zittern, und irgendwo in der Ferne hören wir uns selbst denken: «Warum genau sind wir hier?»

Aber hey, immerhin haben wir die Piste für uns allein. Und Nebel hält nie ewig – zumindest hoffen wir das.

Volle Pisten – wer hat die Dose mit Menschen geöffnet?

Kennt ihr das? Gestern war alles noch herrlich entspannt. Freie Pisten, breite Schwünge, kein Mensch weit und breit. Und dann – BOOM – heute sieht es aus, als hätte jemand eine riesige Dose mit Skifahrer:innen geöffnet. Wo kommen die alle her? Hat es Freikarten geregnet? Gibt es ein Skifahren-gegen-die-Welt-Event, von dem wir nichts wissen?

Plötzlich tummeln sie sich überall. Anfänger:innen, die zögernd den Hang hinabstolpern, Reisegruppen, die sich wie Murmeltiere in der Wintersonne sammeln, Skiclubs in voller Montur, Junggesellenabschiede in schrillen Kostümen, Snobs mit Sonnenbrillen so gross wie ihre Egos, Raser auf der Jagd nach dem nächsten Geschwindigkeitsrekord– und natürlich die Poser, die nur für den perfekten Insta-Moment da sind. Einfach alles und mehr, an einem einzigen Traumtag.

Zum Glück kennen wir ein paar geheime Spots. Einheimischervorteil. Während das Getümmel auf den Hauptpisten tobt, ziehen wir unsere entspannten Runden auf den versteckten Strecken – und sind pünktlich zum Mittagessen wieder daheim, die Beine hochgelegt und ein breites Grinsen im Gesicht.

Nebelmeer im Skigebiet Arosa Lenzerheide
So mögen wir es am liebsten – leer. | © Marc Schürmann

Kindersicherungen – die Foltergeräte des Sessellifts

Wir verstehen es ja, wirklich. Kindersicherungen am Sessellift sind wichtig. Niemand will, dass kleine Skifahrer:innen von der Sitzbank purzeln. Aber ganz ehrlich? Diese verdammten Dinger sind eine wahre Herausforderung für alle, die aus dem Kindesalter raus sind.

Es fängt schon beim Runterziehen des Bügels an. Sitzt man auch nur einen Zentimeter zu weit links oder rechts, rammt einem die Kindersicherung direkt in den Oberschenkel – aua. Haut eingeklemmt. Blauer Fleck inklusive. Und falls man das Glück hat, unversehrt zu bleiben, verheddern sich mit Sicherheit die Skistöcke zwischen Bügel und Sitz. Jedes. Einzelne. Mal.

Hat man das irgendwie überlebt, beginnt der eigentliche Kampf: Die perfekte Sitzposition zu finden. Man zappelt und schiebt herum, wie beim Versuch, im Bett die ideale Schlafposition zu finden. Gerade hat man es bequem – zack, oben angekommen. Aufstehen, Bügel hoch, Skistöcke befreien – der Zirkus beginnt von vorn.

Sessellift fahren: Eine Mischung aus Balanceakt, Geduldsspiel und blauer Fleck-Garantie. Und trotzdem: Wir lieben es.

Salomon Stance 84 Allmountain Ski
Jede Liftfahrt ist ein Abenteuer. | © Marc Schürmann

Zu warm oder zu kalt – die Klimakrise im Skianzug

Skifahren ist ein Sport für die Harten. Nicht wegen der Geschwindigkeit, sondern wegen der Temperaturspiele, die uns jede Liftfahrt aufs Neue präsentieren. Eine angenehme Wohlfühltemperatur? Gibt es nicht. Entweder frieren wir so sehr, dass die Nasenhaare einfrieren, oder wir schwimmen im eigenen Saft, während sich der heisse Dampf wie ein Güterzug durch den Jackenkragen nach oben wälzt.

Jedes Körperteil hat sein eigenes Mikroklima. Die Finger sind gefühllose Eiszapfen, die Ohren könnten genauso gut im Kühlschrank liegen, aber der Rücken? Der dampft. Wir spüren förmlich, wie sich der unangenehme Duft unter der Jacke anstaut. Der «Eau de Freiheit» ist der krönende Abschluss dieser Achterbahnfahrt.

Fachgespräche auf den Liften – die selbsternannten Skigebiets-Manager:innen

Sessellifte sind nicht nur das Transportmittel nach oben, sie sind auch die perfekte Bühne für die echten Expertinnen und Experten. Die Fachkräfte der Skigebiete – oder besser gesagt, die selbsternannten Klugscheisser:innen, die uns auf jeder Fahrt mit ihrem grenzenlosen Wissen beglücken.

Da wird man von allen Seiten über die feinsten Details der technischen Beschneiung aufgeklärt. Die Pistenpräparation wird auf einem Level erklärt, da könnten sogar Physiker:innen noch etwas lernen. Alle reden über ihre Pistenkenntnisse, als hätten sie das Skigebiet selbst gebaut.

PistenBully 600 im Skigebiet Lenzerheide
Die wahren Profis am Berg. | © Marc Schürmann

Nörgelnde – die dauerhaften Kritiker:innen des perfekten Skitages

Perfektes Wetter, perfekte Pisten, technisch einwandfreie Lifte – für uns könnte es kaum besser sein. Aber nicht für die Nörgler:innen. Diese Spezies hat immer etwas zu meckern, egal wie gut es läuft. Der Schnee ist zu hart, der Lift zu langsam, der Preis des Mittagessens zu hoch. Und wenn man denkt, sie haben endlich alles gefunden, was zu kritisieren ist – nein, da kommt noch mehr!

Aber hier kommt der Clou: Sie kommen trotzdem. Jahr für Jahr, Saison für Saison, immer auf der Suche nach dem nächsten Ärgernis. Und nur weil du bezahlt hast, bedeutet das noch lange nicht, dass du das Recht hast, die ganze Zeit rumzumotzen. Der Skitag soll Spass machen – für alle. Also, lieber Nörgler, wenn du das nächste Mal auf die Piste gehst, versuche es doch mal mit einem Lächeln statt eines Raunzen. Denn eines steht fest: Die Sonne scheint immer noch.

Der wilde Skidschungel – rumliegende Ski überall

Es gibt sie immer, diese chaotisch verstreuten Skihaufen vor Hütten und Restaurants. Dabei wären die Skiständer halb leer. Doch die Ski werden lieber wild kreuz und quer am Boden verteilt wie Mikados im XXL-Format. Warum auch die Mühe machen, die Bretter ordentlich abzustellen, wenn man sie einfach dort liegen lassen kann, wo man gerade ausklickt? Schliesslich ist der Skiständer ja nur Deko.

Wollen wir ins Restaurant müssen wir uns erst durch diesen Dschungel aus rumliegenden Ski kämpfen. Elegant wie Tanzende versuchen wir, die Hindernisse zu überwinden, treten mit viel Geschick seitlich über einen herumliegenden Ski und balancieren über den Nächsten – in der Hoffnung, nicht wie ein gefällter Baum zu enden.

Und wenn du nach einer Stunde aus dem Warmen und Trockenen zurückkehrst und deine eigenen Ski wieder finden willst, musst du sie unter einem Berg von Fremdskiern freischaufeln, als würdest du nach einem Schatz graben. Vielleicht fangen wir nächstes Mal an, Schilder aufzustellen: «Stell deine Ski ordentlich hin – du Lappen!» Aber bis dahin bleibt es beim waghalsigen Survival-Abenteuer.

Schlechtes Wetter – Wenn die Piste zum Planschbecken wird

«Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung!» – Wer auch immer diesen Spruch erfunden hat, hat definitiv noch nie im strömenden Regen auf Skiern gestanden. Regen auf der Piste ist ein bisschen wie Wasserski – nur ohne Spass und mit klitschnassen Socken. Aber drinnen bleiben? Keine Option!

Also kämpfen wir uns raus. Die Skibrille beschlägt schneller als ein Badezimmerspiegel, der Wind pfeift uns um die Ohren, und die Piste fühlt sich an wie Schmierseife. Spätestens nach der ersten Abfahrt sind wir durchnässt bis auf die Unterhose. Aber aufgeben? Niemals!

Zurück zu Hause sitzen wir dann zitternd auf dem Sofa, mit dem Gefühl, von innen nach aussen durchgeweicht zu sein. Hat es sich gelohnt? Definitiv! Denn auch wenn uns das Wetter durchgeschüttelt hat – die Berge haben uns einmal mehr gezeigt, dass sie jede Laune wert sind.

Regen und Skifahren – eine fantastische Kombi. | © Marc Schürmann

Was nervt dich am meisten auf der Piste?

Aber trotzdem … wir lieben die Skitage

Trotz all der Drängler:innen, der Kinder, die aus allen Ecken angeschossen kommen, der lästigen Nebelschwaden, der Betriebstörungen und der ewigen Temperaturspielereien – am Ende des Tages lieben wir die Skitage. Die nächste Abfahrt, der nächste Schwung, der kalte Wind im Gesicht und das Gefühl, die Welt hinter sich zu lassen, entschädigen für alles.

Und wenn der Skitag dann doch mal zu viel des Guten war, freuen wir uns auf die Rückkehr ins heimelige Wohnzimmer. Denn egal, wie verrückt der Tag war, am Ende sind wir glücklich. Glücklich, weil wir draussen waren, weil wir den Berg bezwungen haben – und weil wir diese verrückte, chaotische Bergwelt einfach lieben.

Also, auf zum nächsten Skitag! Die Pisten warten schon – und wir sowieso.

Wir beim Skifahren mit Skibrillen von React Swiss
Vieles kann auf der Piste nerven, wir haben trotzdem Spass. | © Tina Schürmann

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Glückliche Kaffeetasse

Marc Schürmann

Ich wurde 1983 geboren und wohne in Graubünden. Ich bin der Gründer von allmountain.ch und blogge über meine grösste Leidenschaft, dem Mountainbiken.

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