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Die Angst auf dem MTB fährt mit

Jeder, der MTB fährt, kennt den Moment der Angst. Sogar Profis ist dieses Gefühl nicht fremd. Die Angst auf dem Mountainbike fährt ständig mit. Du fährst an eine schwierige Passage und plötzlich spürst du sie: die Angst. Dir wird mulmig im Magen, du verkrampfst. Dein Kopf übernimmt die Handlungen deines Körpers und plötzlich stoppst du vor Hindernissen, die eigentlich fahrbar wären. Doch warum haben wir Angst? Was löst die Angst in uns aus und was können wir tun, um die Angst zu überwinden? Ich verrate euch, wie ihr mehr Mut beim Mountainbiken beweist.

Was ist eigentlich Angst?

Die Angst ist eine Emotion, die uns vor gefährlichen Situationen warnt. Es ist eine natürliche Abwehrreaktion unseres Körpers. Die Angst ist dazu da, unseren Körper vor Schmerz und Verletzungen zu schützen. Beim Mountainbiken kann uns diese Angst vor Stürzen und Verletzungen bewahren, kann aber auch eine Blockade sein, auf dem MTB besser zu werden.

Was macht die Angst mit dir?

Angst lässt unseren Puls in die Höhe schnellen und der Blutdruck steigt an. Botenstoffe werden ins Blut gepumpt, die unseren Körper stärker, schneller und robuster machen. Die Muskeln werden stärker durchblutet und die körperliche Leistung steigt – eigentlich.

Eigentlich hilft und die Angst, indem sie unsere körperliche Leistung und Widerstandsfähigkeit steigert, doch wir versteifen und steigen ab, anstatt die positiven Eigenschaften zu nutzen. Darum ist es wichtig, seine Ängste zu kennen und sie zu überwinden. Jeder Mensch hat Angst, sogar Profis die uns furchtlos erscheinen, kacken sich manchmal in die Hosen.

Rock Garden auf der Fräkmünt
Bei so einer verblockten Stelle kann man schnell einmal Angst bekommen

Nur Mut beim Mountainbiken

Mut kommt von dir selbst. Wer seine Angst beim Mountainbiken hinter sich lässt, wird automatisch mutiger. Mehr Erfahrung und Können führt zu weniger Angst und mehr Mut. Doch wie kann ich meine Angst überwinden? Wie werde ich mutiger? Ich gebe euch 11 kleine Tipps, die dir dabei helfen mutiger zu werden.

1. Verbessere deine Technik

Du fährst noch nicht so lange Mountainbike oder bist blutige:r Anfänger:in? Dann besuche einen Fahrtechnikkurs einer Bikeschule. Hier lernst du die wichtigsten Grundtechniken, um sicher auf dem MTB unterwegs zu sein. So hast du dein Bike besser im Griff und bist nicht einfach nur Passagier. Trainiere ausserdem deine Balance. Leg doch einmal in der Woche eine Techniklektion ein, statt auf eine Tour zu gehen. Umso besser deine Technik ist, um so sicherer wirst du auf dem Bike unterwegs sein und wirst weniger ängstlich.

2. Geschwindigkeit bringt Sicherheit

Ein sich schnell rotierendes Rad, verhält sich stabiler als ein sich langsam drehendes. Fahre schwere Passagen nicht zu langsam. Taste dich an die Geschwindigkeit heran. Fahre Hindernisse, die du bereits kennst, mit unterschiedlichen Tempi und du wirst schnell merken, dass es in höherem Tempo oft einfacher geht.

Monte Lema
Bei höherer Geschwindigkeit verhält sich das Bike stabiler

3. Vertraue deinem Bike

Dein Bike kann viel. Viel mehr, als du ahnst. Lass dein Bike für dich arbeiten. Die Federung bügelt so manches Hindernis einfach weg. Steh locker auf dem Bike und lass dein Bike sich bewegen. Fühlst du dich trotzdem nicht so wohl auf deinem MTB, dann kann das daran liegen, dass das Bike nicht richtig auf dich eingestellt ist. Dein Lenker ist zu breit oder deine Bremsen sind unterdimensioniert für deinen Fahrstil oder dein Gewicht.

4. Nutze das Erfolgserlebnis

Du hast dich überwunden, einen schweren Trailabschnitt zu fahren? Dann fahre ihn abermals und abermals. Denn es heisst nicht, dass wen du eine schwierige Passage gemeistert hast, diese danach auch immer fährst. Die Angst kann auch beim zweiten Mal noch präsent sein. Darum nutze dein Erfolgserlebnis und fahre die Stelle gleich erneut. So wirst du schnell einmal sicherer unterwegs sein.

5. Höre auf deinen Körper

Du hast einen schlechten Tag, bist nicht gut gelaunt oder fühlst dich einfach unwohl. Dann erzwinge nicht etwas, sondern lass es lieber sein. Du kennst deinen Körper besser als jeder andere, also höre auch auf ihn. Der Trail ist morgen auch noch da.

6. Schritt für Schritt

Hab Geduld und mache kleine Schritte. Jeder kleine Fortschritt bringt dich weiter, deine Angst auf dem MTB zu überwinden. Wage dich nach den ersten Erfolgen nicht gleich an einen Monster Drop oder an einen grossen Double. Taste dich Schritt für Schritt an schwere Hindernisse oder Sprünge heran. Jeder fängt einmal klein an, auch Profis.

7. Do or do not – There is no try

Wie schon der weise Yoda aus Star Wars gesagt hat: Do or do not – There is no try. Tue es oder tue es nicht, es gibt kein Versuchen! Entweder du fährst bewusst oder du steigst bewusst ab. Wenn du unsicher bist, passieren Fehler und Fehler führen zu Stürzen. Also versuche nicht einfach eine schwierige Stelle zu fahren, fahre sie bewusst!

Bikepark Serfaus-Fiss-Ladis
Bikepark Serfaus-Fiss-Ladis

8. Fallow the leader

Folge einem Bike Buddy, dem du vertraust und der besser fährt als du. Bitte sie oder ihn darum dich über einen Drop, einem Hindernis oder einen Sprung zu führen. Du kannst davon extrem profitieren und machst schnell Fortschritte. Kenne aber deine eigenen Grenzen. Du musst niemandem ausser dir selbst etwas beweisen. Hab keine Angst, nein zu sagen.

9. Trail Walk

Steig ab, leg dein Bike hin und schaue dir die Passage zu Fuss genauer an. Suche dir die richtige Linie, geh sie ab. Schau dir den Sprung von oben, der Seite und von unten an. Du wirst oft erkennen, dass schwierige Stellen auf den zweiten Blick gar nicht mehr so schwer aussehen. Und dann steigst du wieder auf dein Bike, atmest einmal tief durch und fährst die Passage ohne gross nachzudenken und mit Erfolg.

Rocky Mountain Trailride
Rocky Mountain Trailride

10. Übung macht den Meister

Besser wirst du nur, wenn du regelmässig übst. Das ist nicht nur beim Mountainbiken so, sondern in allem, was du tust. Übung macht den Meister. Bike soviel du kannst. Bewege dich auf einfacheren Trails, um sicherer zu werden. Fahre schwierigere Trails, um deine Angst zu überwinden. Fahre auch einmal bei Regen oder in der Nacht. Es wird eine ganz neue Herausforderung sein. Und du wirst besser werden.

Pro Tipp: Übe in einem Bikepark und auf einem Pumptrack. Beides eignet sich gut, um deine Technik zu verbessern und du kannst dich super an schwierige Sachen herantasten. Gut dafür sind die Bikeparks in Lenzerheide und in Serfaus-Fiss-Ladis.

11. Die richtige Ausrüstung

Griffige Reifen oder gute Bremsen helfen dir dabei, ein sicheres Gefühl zu bekommen. Auch hilft das Tragen von Schutzausrüstung dabei, dir deine Angst auf dem MTB zu nehmen. Trägst du lediglich nur Knieschoner, fährst du schon ganz anders Fahrrad. Ebenfalls spielt die Lenkerbreite eine wichtige Rolle, wie sicher du dein Bike kontrollieren kannst.

12. Den Spass nicht vergessen

Wir fahren alle Mountainbike, weil es uns riesengrossen Spass macht. Wenn einmal was nicht klappt oder die Angst doch zu gross ist, egal. Steig ab, laufe und fahre danach weiter. Vordere dich selber nicht zu viel aber fordere dich. Bleib realistisch. Taste dich an Hindernisse heran. Hauptsache du hast Spass auf dem Mountainbike. Und das Wichtigste: Fahr einfach dein verdammtes Mountainbike!

Ein ständige Herausforderung

Ich fahre noch lange nicht alles und habe noch grosse technische Defizite. Die Angst ist da ein ständiger Begleiter und wird mit zunehmendem Alter auch nicht weniger. Angst ist nichts Schlechtes, für das man sich schämen muss. Niemand wird dich auslachen, wenn du einmal absteigst. Ich steige auch noch viel ab und getraue mich nicht alles zu fahren. Doch ich weiss, wie ich an Hindernisse herangehen muss und setzte mir persönliche Ziele an die ich mich in kleinen Schritten heranwage. So werde ich jedes Jahr ein wenig besser und mutiger.

Wie gehst du mit Angst auf dem MTB um?

Wie stellst du dich deinen Ängsten beim Mountainbiken? Was sind deine Tricks um sie zu überwinden? Bist du mehr der Angriffs- oder Fluchttyp? Ich will eure Erfahrungen zur Angst wissen. Hinterlasst mir doch einen Kommentar, ich freue mich auf deine Meinung.

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Marc Schürmann

Ich wurde 1983 geboren und wohne in Graubünden. Ich bin der Gründer von allmountain.ch und blogge über meine grösste Leidenschaft, dem Mountainbiken.

3 Antworten

  1. Bei solchen Trails habe ich auch absolut Respekt. Wir sind vor 2 Jahren den ersten Alpencross gefahren und ich muss sagen, diese heftigen Trails in der Höhe sind mir doch zu technisch. Für alles was anspruchsvoller als S2 ist sollte man sicher doch erst ein Technik Training absolvieren

  2. Alexandra sagt:

    Hai, ich fahre seit 2 Jahren Leogang, Saalbach und Isar. Ich bin langsamer geworden. Habe großen Respekt vor Wurzeln und Steinen wo man hängen bleiben könnte. Hab ein Enduro gekauft und hab das Gefühl, dass ich auf dem Downhiller wo ich das erste Jahr geliehen habe mich sicherer gefühlt. Aber mit so einem bike komm ich an der Isar nicht weit, deshalb enduro. Hab ne künstliche Hüfte denk deshalb dass ich so Angst hab vor dem Stürzen. Hab 2 Basic Kurse gemacht einen in Leogang und einen an der Isar. Aber immer wieder blockiert mein Gehirn, Angst.Aber es macht mir Spaß. Weiß nicht wie ich das los werde.

  3. Holger Katz sagt:

    Nicht zu unterschätzen ist die Kraft der Visualisierung. Alles steht und fällt mit unseren Gedanken.

    Wie sagte einst Henry Ford?

    „Wenn jemand sagt «ich kann das» so hat er Recht. Wenn jemand sagt «ich kann das nicht», so hat er ebenfalls Recht. “

    Das fängt damit an, was du konsumierst. Ich vermeide seit Jahren, mir Crash-compilations und Friday-Fails anzusehen. Wenn möglich spreche ich nicht über Stürze und Verletzungen. Je älter du wirst, umso mehr unerfreuliches hast du selber erlebt und umso mehr bekommst du von deinem Umfeld mit. Das prägt deine Gedanken und deine Visualisierungen mehr als du denkst. Natürlich soll man solche Dinge nicht verdrängen und in jugendlichen Leichtsinn verfallen. Ein gewisser Respekt und Bodenständigkeit ist wichtig. Ebenso wie genau zu wissen, zu was man grundsätzlich die Skills hat und zu was eben nicht.

    Jedoch glaube ich fest daran, dass dir ein Manöver misslingen wird, wenn du dich vorher dabei innerlich schon stürzen siehst. Deine Augen geben deinem Gehirn die Geschichte vor, und das Gehirn leitet diese Geschichte ungeprüft an deinen Bewegungsapparat weiter. Genauso glaube ich, dass du eben diese Passage meistern wirst, wenn du an dich glaubst. Wenn du weisst, dass du diese oder eine ähnliche Passage schon mehrmals sicher gefahren bist. Dann gibt es keinen Grund, weshalb du sie heute nicht fahren kannst. Sofern du richtig visualisierst. Es sei denn, du hast längere Zeit pausiert und hast an Übung verloren. Dann geh einen Schritt zurück, bis zu dem Punkt wo du dich sicher fühlst. Du wirst schnell wieder auf deinem alten Level sein. Sei also auch ehrlich zu dir selber.

    Es gibt Tage, da läuft bei mir gar nichts. Ich habe das Gefühl, ich sei noch nie Velo gefahren. Und dieses Gefühl überträgt sich auf meinen Körper, der den Schrott glaubt und sich dann dementsprechend ungeschickt verhält. Dann lasse ich einfach die Dinge weg, die mir Angst machen, und ich fahre bewusst die Sachen, die ich im Schlaf beherrsche. Bei mir sind das zum Beispiel die super verblockten Trails. Da finde ich zu meinen Skills zurück und auf diese Weise erlange ich mein Selbstvertrauen zurück, denn ich sehe ja, dass ich es grundsätzlich kann. Und sobald mein Rechner mir wieder sagen kann, dass ich ja doch ganz gut fahre, dann klappts in der Regel auch mit der vorherigen Angst-Passage.

    Happy trails, Holger

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