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Was bedeuten Mountainbiken für die Natur?

Ich lieben Mountainbiken und ich liebe die Natur, bin gerne draussen an der frischen Luft und ich liebe es, auf einem spassigen Singletrail durch die Landschaft zu cruisen. Aber wie alle Menschen hinterlasse auch ich als Mountainbiker meine Spuren in der Natur. Wie sehen diese Spuren aus und ist Mountainbiken schädlich für die Natur?

Bei der Recherche bin ich auf einen interessanten Artikel der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz gestossen, den ich euch nicht vorenthalten möchte. In Ihrem Dokument „Landschaftsschutz und Mountainbike – Leitlinien für die Planung, den Bau und den Betrieb von Mountainbikestrecken“ wird im Artikel 5 ausführlich beschrieben, welche Spuren der Mountainbikesport in der Natur hinterlässt.

Der untenstehende Artikel ist aus dem Dokument „Landschaftsschutz und Mountainbike“ der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz kopiert. Jeglich die Bilder wurden zum besseren Verständnis von mir hinzugefügt.

Beeinträchtigung des Landschaftsbildes

Durch die Erstellung neuer Bikestrecken entstehen automatisch kleinere oder grössere Eingriffe in die Natur und das Landschaftsbild (Ketterer und Siegrist 2014). In vielen Fällen, beispielsweise bei sogenannten Singletrails (nur in einer Richtung befahrbare, schmale Wege), ist diese Beeinträchtigung gering und gleicht vom Bild her demjenigen von Wanderwegen. Dies ändert sich, sobald künstliche Elemente in die Strecke eingebaut werden, um die Trails für die verschiedenen Disziplinen des Mountainbikesports attraktiver zu gestalten. Darunter fallen beispielsweise befestigte Wege, Steilwandkurven, Sprünge oder Northshore-Elemente. Diese unterscheiden sich je nach Grösse und Art in ihrer Auswirkung auf Landschaft und Natur. Von den für diese Arbeit registrierten 221 Strecken beinhalten etwas mehr als 60 % solche künstlichen Elemente.

Auch bei besonders steilen Abschnitten werden teilweise bauliche Massnahmen getroffen, um ein Abrutschen zu verhindern, beziehungsweise die Erosion zu minimieren. Weiter können Warn- oder Informationsschilder sowie Zäune oder andere Trennungsmassnahmen das Landschaftsbild zusätzlich beeinträchtigen. Diese Elemente werden oft aus sicherheitstechnischen Gründen installiert. Neben den rein visuellen Änderungen stellen neue Bikestrecken in vorher unberührtem Raum eine künstliche Möblierung der Landschaft dar, was den Charakter und damit die Wahrnehmung und den Wert dieser Landschaft ebenfalls verändert. So bewegt sich die Wahrnehmung im Extremfall weg von einem entspannenden Natur- und Erholungsraum der Ruhe hin zum als Sportarena wahrgenommenen Raum und dann ist Mountainbiken schädlich für die Natur.

Flowtrail Leukerbad
Gebaute Strecken und Werbetafeln verändern das Landschaftsbild erheblich. Hier der Flowtrail in Leukerbad.

Bodenverbrauch

Bei Strecken, die nur knapp einen Meter breit sind, ist der direkte Bodenverbrauch im Allgemeinen gering. Aufgrund der Länge der Strecken, verschiedener Fahrlinien der Nutzer oder bei einer Häufung von Strecken auf kleinem Gebiet darf dieser Aspekt trotzdem nicht vernachlässigt werden. Einen besonders grossen Effekt bezüglich betroffener Fläche haben Pumptracks, 4 Crossstrecken und zum Teil auch Downhill-Strecken. Die Rundkurse sind oft komplett neu geschaffen und wenig an das Gelände angepasst. Solche Bauten für Mountainbikes sind in der Schweiz aber selten und da sie nicht auf ein Gelände mit grossem Gefälle angewiesen sind, werden sie oft innerhalb des Siedlungsgebiets in Sonderzonen für den Sport oder für die Intensiverholung gebaut und sind dadurch weniger schädlich für die Natur. Dadurch wird die Beeinträchtigung auf die unverbaute Landschaft stark reduziert. Pumptracks werden aber teilweise aus Asphalt erstellt und haben so durch die komplette Versieglung des Bodens trotzdem negative Auswirkungen auf den Naturhaushalt.

Singletrail auf dem Corvatsch
Der Bodenverbrauch ist bei Singletrails im Vergleich zu Downhillstrecken relativ gering.

Störung wildlebender Tiere

Wildlebende Tiere können durch Mountainbiker gestört werden (Froitzheim und Spittler 1997; Bund Naturschutz in Bayern e. V. 1999), insbesondere wenn die Sportler mit hohem Tempo unterwegs sind und die Tiere überrascht werden. Ob eine Störung nachhaltigen Schaden anrichtet, hängt insbesondere von der Frequenz der Störungen (inkl. solcher anderer Erholungssuchender und Sportler) ab (Wörstein 1998). Ausserdem können durch beunruhigte Tiere zusätzliche Verbissschäden an den Pflanzen der Umgebung entstehen (Froitzheim und Spittler 1997; Bund Naturschutz in Bayern e. V. 1999). Neben dem Lärm wirkt insbesondere das Licht von Nachtfahrern sehr störend auf die Tiere. Es gilt zu beachten, dass es für die Störung der Tiere keine Rolle spielt, ob die Strecke künstliche Elemente enthält oder nicht. Somit haben alle Kategorien der Mountainbiker, inklusive der Tourenbiker einen gewissen schädlichen und störenden Einfluss auf wildlebende Tiere in der Natur.

Mountainbiken bei Nacht
Wildlebende Tiere können gestört werden. Bei Nachtfahrten gilt daher besondere Rücksichtnahme.

Beeinträchtigung der Flora

Durch den Bau neuer Bikeinfrastrukturen werden Pflanzen direkt geschädigt oder müssen entfernt werden (Bund Naturschutz in Bayern e. V. 1999). Besonders problematisch ist dies in Schutzgebieten mit geschützten und seltenen Arten sowie im Wald. Im Wald stellt sich zudem die Frage, ob Rodungen nötig sind. Hier ist das Mountainbiken direkt schädlich für die Natur.

In Skigebieten werden bereits vorhandene Strecken genutzt und keine neuen Rodungen sind nötig.

Erosionen

Das Befahren der Strecken führt zu zusätzlicher Erosion (Froitzheim 1997; Bund Naturschutz in Bayern e. V. 1999). Dies gilt aber auch und manchmal sogar in grösserem Ausmass für die Benützung der Wege durch Wanderer und Pferde (Wöhrstein 1998). Erosionen können durch sachgemässes Bremsen und eine sinnvolle Streckenführung stark verringert werden (Allegra Tourismus 2014). Dies bedingt jedoch entsprechendes Wissen und eine Sensibilisierung bezüglich des Problems. Hinzu kommt das durch Erosion hervorgerufene veränderte Abflussverhalten des Regenwassers. Denn sobald sich durch starkes Befahren Rinnen bilden, kann das Wasser mit höherer Geschwindigkeit abfliessen und dadurch die Erosion weiter verstärken. Durch eine gute Planung und eine leicht seitwärts geneigte Bauweise, kann ein Ansammeln von Wasser vermieden werden und so auch die Erosion auf dem grössten Teil der Strecken vermindert werden. Durch ofter Blockieren des Hinterrads ist Mountainbiken schädlich für die Natur.

Danny Hart @ UCI Downhill Worldcup Lenzerheide
Boden Erosionen können durch sachgemässes Bremsen verringert werden. Das Blockieren des Hinterrades soll daher vermieden werden.

Biken abseits der Wege

Durch das Fahren abseits der Wege werden die oben aufgeführten Eingriffe weiter verstärkt (Ketterer und Siegrist 2014). Besonders problematisch sind unkontrolliertes Biken, wenn die Fahrten durch Schutzgebiete führen und so beispielsweise geschützte Arten gefährden, sowie Fahrten in hochgelegenen Gebiete mit geringer Vegetationsdauer und sensibler Pflanzendecke.

Bikepark Bellwald VS
Das Fahren abseits der Wege verursacht verstärkt den Eingriff in die Natur.

Indirekte Effekte

Neben den oben genannten direkten Effekten kann der Bau einer neuen Bikestrecke zusätzliche indirekte Einflüsse nach sich ziehen. Beispielsweise führt ein erhöhtes Nutzeraufkommen zu mehr Abfall (Froitzheim und Spittler 1997) und Littering. Ausserdem kann durch einen neuen oder ausgebauten Trail ein erhöhtes Verkehrsaufkommen entstehen. Schliesslich besteht durch die Erschliessung eines neuen Gebiets die Gefahr, dass der Druck, weitere Strecken zu bauen oder umzunutzen, weiter ansteigt. Dies insbesondere, weil neue Bikestrecken das Gebiet für neue Nutzer attraktiv macht und dadurch die Nutzungsfrequenz zunimmt.

Bikestrecken machen das Gebiet für neue Nutzer attraktiv und die Nutzerfequenz nimmt zu.

8 Tipps für den Naturschutz auf dem Mountainbike

Als Waldbenützer hinterlasse ich Spuren, sei dies als Mountainbiker oder auch als Wanderer. Wichtig dabei ist für mich, rücksichtsvoll mit der Natur umzugehen. In einem der nächsten Beiträge trage ich ein paar Tipps zusammen. Mit diesen 8 Tipps für den Umweltschutz versuche ich, auch als Mountainbiker zur Natur Sorge zu tragen. Die Natur ist das höchste Gut das wir haben und wir sollten auf sie acht geben.

Eure Meinung ist mir wichtig

Wie seht ihr das? Wie stuft ihr unseren Eingriff in die Natur ein? Was können wir tun, um die Natur zu schützen? Machen wir genug oder noch zu wenig? Ich freue mich auf eure Meinungen.

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Marc Schürmann

Ich wurde 1983 geboren und wohne in Graubünden. Ich bin der Gründer von allmountain.ch und blogge über meine grösste Leidenschaft, dem Mountainbiken.

3 Antworten

  1. Als Mountainbiker nutze ich fast ausschließlich vorhandene Infrastrukturen wie bestehende Wege, Forststraßen, Straßen und ab und zu auch mal Transportmittel wie Seilbahnen oder die Eisenbahn. 90% meiner Touren starten direkt vor der Haustüre (Arbeitsplatz) und enden dort auch wieder.
    Gebaute Mountainbikestrecken befinden sich fast ausschließlich in bereits erschlossenen Gebieten (z.B. Skigebiete) und stellen ein Zusatzangebot zum bestehenden Wegenetz dar.
    Mountainbiken verursacht einen vergleichsweise geringen Impact im Vergleich zu andern Sportanlagen und Freizeiteinrichtungen:
    -Skisport: Beschneiung, Speichersee, Pisten, Lifte, Hotes, Verkehr
    -Fussball: Stadion, Fußballplatz, Kunstrasenplatz (Mikroplastik!)
    -Kletterwald, Klettersteig: Installationen an Fels und Wald
    -Freizeiteinrichtungen in den Bergen (Hütten, Flying Fox, Sommerrodelbahn, Aussichtsplattformen, Hängebrücken etc.)
    Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass alle Bemühungen die Natursportart Mountainbiken zu kanalisieren und auf Ghettos wie Bikeparks zu beschränken kontraproduktiv sind, das es dann dort zur Hotspotbildung und Übernutzung kommt. Eine sinnvolle und bedarfsgerechte Verteilung von legalen Freizeitmöglichkeiten in der Fläche (keine Anreise mit Auto etc. erforderlich) ist daher zwingend geboten.

    • Marc Schürmann sagt:

      Sali Carsten

      Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Fast jede Sportaktivität benötigt Anlagen, die oft grösser sind als die der Mountainbiker. Die werden halt oft Urban gebaut oder in Hallen. Auch Skipisten (ausser die Lifte) passen sich dem Landschaftsbild mehrheitlich an. Ein Speichersee fällt weniger auf als eine braune Bikepiste die sich durchs grüne Gras schlängelt. Viele stören sich sicherlich ab der „Verunstalltung“ des Landschaftsbildes.
      Eine Kanalisierung macht dann Sinn, wenn die benutzten Wege auch regelmässig gepflegt werden. Bike Park Crews geben sich das ganze Jahr mühe, ihre Strecken zu unterhalten.

    • B(andi)! sagt:

      Korrekt! Leider ist diese Einsicht in einer Gesellschaft wo es immer nur um höher, weiter, steiler und schneller geht nicht zu erwarten. Ich persönlich kenne Mountainbiker, die müssen unbedingt in die Alpen fahren um Spaß mit dem MTB zu haben, obwohl sie zu Hause nicht annähernd ihr heimisches Gelände überhaupt genutzt haben. Ich wohne am Harz-Rand und werde wohl noch viele, viele Jahre brauchen um „alles erfahren“ zu haben …

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