🕒 Lesedauer: 8 Minuten

Der unscheinbare Beginn einer Bärengeschichte

Gleich einmal vorweg, hier dreht sich alles um unsere Sichtung eines Bären, in freier Wildbahn, wohoo. Ich bin heute noch ganz hibbelig, wenn ich an diesen aufregenden Tag zurückdenke. Genau genommen sahen wir nicht unseren ersten Bären. Der Erste war auf dem Highway, zwischen Jasper und Clearwater. Der Schwarzbär lugte über die Absperrung am Strassenrand, wartet brav bis wir vorbeigefahren waren und überquerte dann die Strasse. Wäre ein Zebrastreifen da gewesen, der Bär hätte ihn bestimmt benutzt  😆 .

Ein ganz normaler Tag

Der Tag begann wie die Tage zuvor, unscheinbar und ganz normal, mit strahlendem Sonnenschein. Wir frühstückten und besprachen unser Tagesprogramm. An diesem Tag vergrösserten wir unseren Erkundungsradius und klapperten die entlegenen Gebiete rund um die Ranch ab. Nach unserem reichhaltigen Frühstück starteten wir eine weitere Entdeckungstour im kanadischen Backcountry.

Blockhaus auf der Cougar Ranch
Ein weiterer schöner Tag auf der Cougar Ranch

Cheslatta Falls zum ersten

Auf einer der vielen Landstrassen fuhren wir an einem Schild vorbei, ohne es wirklich zu bemerken. Hier draussen im Backcountry rechneten wir ja auch nicht mit einem Hinweisschild, dass eine Sehenswürdigkeit signalisierte. Die Landstrasse endete in einer Sackgasse und wir mussten umdrehen. Das Hinweisschild fiel uns erst bei der Rückfahrt zur Ranch auf.

Cheslatta Falls in British Columbia
Das Schild hätten wir beinahe übersehen

Wir hielten bei der Abzweigung an und inspizierten die Strasse, die scheinbar zu einem grossen Platz hinunterführte. Sie war steil und löchrig, daher entschieden wir, das Auto an der Kreuzung stehenzulassen und uns zu Fuss zu den Cheslatta Falls aufzumachen.

Wunderschöner Grillplatz

Der Fussmarsch war kurz, nur einige Minuten, bis wir eine verlassene Feuerstelle erreichten. Sie lag auf einer Anhöhe, oberhalb eines Flusses. Weit im Hintergrund rauschten die Cheslatta Falls. Hier unten stand sogar eine Bank als Sitzgelegenheit. Es schien eine offizielle Feuerstelle zu sein. Und es wäre definitiv ein schöner Platz zum Grillen, doch wegen der anhaltenden Waldbrandgefahr galt striktes Feuerverbot.

Cheslatta Falls in British Columbia
Feuerstelle mit Aussicht

Tierischer Besucher

Nur einige Minuten später entdeckten wir ein Tier, das am Flussufer umherstreifte. Womöglich suchte es nach etwas Essbaren. Wir waren absolut ratlos, um was für ein Tier es sich handelte. Es sah aus wie ein Fuchs, hatte aber eine untypische Fellfarbe. Sein Fell war mehrheitlich schwarz und ich kenne nur Füchse mit rotem Fell, wie wir sie in 100 Mile House gesehen haben.

Silber Fuchs
Rotfuch? Silberfuchs? Löwe?

Welcher denn nun?

Wir recherchierten im Internet und waren uns danach ziemlich sicher, dass es sich bei dem Tier doch um einen Fuchs handelte. Ich persönlich plädierte auf einen Silberfuchs, wegen der weissen Schwanzspitze und diese Fuchsart in Kanada heimisch ist. Es könnte aber auch ein anderer Fuchs gewesen sein. Vielleicht weisst du als Leser mehr? Über einen konkreten Hinweis bin ich froh.

Hier stinkte was zum Himmel

Dem wilden Fuchs wollten wir nicht zu Nahe kommen und hielten entsprechenden Sicherheitsabstand. Deshalb stiegen wir auf der anderen Seite zum Flussufer hinab. Irgendwie hatten wir bereits hier ein mulmiges Gefühl. Ein uns unbekannter Ort, in der freien Natur, das Auto ein paar Minuten entfernt, das konnte schon ein wenig beängstigend sein. Die Neugier siegte. Der Sieg war jedoch von kurzer Dauer. Direkt am Flussufer befanden sich viele Sträucher, bespickt mit zahllosen roten und schwarzen Beeren. „Wo Beeren sind, kann ein Bär nicht weit sein“, dachte ich. Zwischen den Sträuchern, mitten auf dem Trampelpfad, lag ein Häufchen Kacke, Bärenkacke, wie wir vermuteten.

Lieber wieder zurück

Unsicher und mit der Überzeugung nicht von einem Bären gefressen zu werden  😀 , drehten wir um, zurück zu unserem Auto, dass immer noch an der Strassenkreuzung stand. Eigentlich wollten wir unten am Fluss ein paar Fotos schiessen, trauten uns jetzt jedoch nicht mehr so richtig. Der herumstreunende Fuchs hatte uns bereits einen ordentlichen Schrecken eingejagt. Zurück auf der Cougar Ranch wurden wir wieder von vertrauteren Tieren begrüsst  😎 .

Schweine auf der Cougar Ranch
Uns vertraute Tiere und nicht gefährlich

Es liess mir keine Ruhe

So ein schöner, ruhiger Ort und wir trauten uns nicht hinunter, weil wir möglicherweise Bärenkacke entdeckten. Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen. Wir entschieden, den Platz später nochmals aufzusuchen und diesmal mit dem Auto hinunterzufahren. Wenn was Unvorhergesehenes passierte, hatten wir so unser Auto in der Nähe. Es ist immer von Vorteil, einen Fluchtplan bereitzuhalten  😀 .

Zweiter Versuch, mit Auto

Erneut standen wir an der Strassenkreuzung, dieses Mal fest entschlossen, mit dem Auto hinunterzufahren. Ich schaltete den Allradantrieb zu und fuhr den Weg in Schritttempo hinunter und achtete darauf, nicht in einem der vielen Löcher stecken zu bleiben. Das Auto schaukelte hin und her, sodass ich auf dem Fahrersitz ziemlich umher geschüttelt wurde.  Unbeschadet kamen wir zurück zur Feuerstelle. Nun wagten wir uns zum Flussufer hinunter, unser Auto im ständigen Blickfeld. Würde uns ein Bär doch noch überfallen, sterben wir trotzdem qualvoll, doch unser Auto zu sehen, beruhigte trotz allem sehr  😀 .

Natur Parkplatz
Der Fluchtwagen in Blickweite

Kleine Wasserfälle

Der Fluss führte sehr wenig Wasser und die Wasserfälle waren daher ziemlich klein. Das so wenige Wasser hinunterfloss, bot uns die Möglichkeit weit in den Flusslauf hineinzulaufen und allerlei Fotos zu schiessen. An einigen Stellen zwischen den Felsen bildeten sich kleine Tümpel. Die Felsen waren kantig und messerscharf, wir mussten aufpassen uns nicht zu verletzen.

Cheslatta Falls

Picknick mit Aussicht

Später assen wir unsere selbstgemachten Bagelsandwiches, gemütlich im Kofferraum unseres Autos sitzend, mit einem fantastischen Ausblick über den Flusslauf. Es war sonnig an diesem Tag, es blies lediglich ein frischer Wind. Da kam der windgeschützte Kofferraum gerade richtig.

Camping Life

Kurzer Gastauftritt eines Bären

Plötzlich erblickten wir einen Bären. Er überquerte die Zufahrtsstrasse, die, die wir vor kurzem heruntergefahren waren. Die Zufahrtsstrasse, die wir zuerst zu Fuss heruntergelaufen waren, und nun lief ein grosser Bär darüber. Sofort griff ich nach meiner Nikon Digitalkamera, doch bis ich die Objektivkappe entfernt und die Kamera eingestellt hatte, war der Bär bereits zwischen den Bäumen verschwunden. Wir hielten inne und hofften, dass er sich nochmals zeigte. Ich hielt die Kamera fest in der Hand, sie war eingeschaltet und mein Finger lag auf dem Auslöser, doch nichts geschah. Der Bär war so schnell wieder verschwunden, wie er aufgetaucht war. Uns war mulmig zumute. Wir wussten nicht, wohin der Bär verschwand und ob er sich noch in der Nähe aufhielt. Aufmerksam und sichtlich nervös, beobachteten wir die Umgebung. Vom Auto entfernten wir uns nicht weiter als 10 bis 20 Meter.

Was raschelt da im Gebüsch?

Die Situation hatte sich nach 20 Minuten wieder beruhigt und wir nahmen an, dass der Bär weitergezogen war. Wir redeten wieder in normaler Lautstärke miteinander. Der Bär hätte uns sicherlich längstens bemerkt und das Weite gesucht. Bevor wir uns wieder zurück zur Ranch aufmachten, erlaubte ich mir einen letzten Blick zu den Beerensträuchern am Fusse der Anhöhe und mir fiel prompt ein unnatürlicher schwarzer Fleck auf. Ich konnte schwören, dass der Fleck vorhin noch nicht da war.

Schwarzer Fleck in den Beerensträuchern
Schwarzer Fleck in den Beerensträuchern

Wo ist der Bär?

Mit blossem Auge war kaum etwas zu erkennen. Mit dem 105er-Objektiv zoomte ich nahe heran. Durch den Sucher konnte ich nicht besser erkennen, ob es sich einfach um einen Baumstumpf oder ähnliches handelte. Ich machte trotzdem ein paar Fotos, um sie später am Notebook besser analysieren zu können und vielleicht noch einen Bären darauf zu entdecken. Plötzlich bewegte sich der schwarze Fleck im Gebüsch und pelzige Ohren waren zu erkennen. Der Fall war eindeutig: ein SCHWARZBÄR.

Schwarzbär
Die pelzigen Ohren waren eindeutig zu erkennen

Da ist der Bär

Wir standen still da und beobachteten nur. Der Bär stand zwischen den Sträuchern und naschte Beeren, unbeeindruckt von unserer Anwesenheit und unserem nervösen hin und her Gelaufe. Er trat plötzlich aus dem Dickicht hervor und lief auf uns zu, kam näher, schien uns aber nicht weiter zu beachten. Er schaute uns sogar einmal direkt an, wendete sich dann aber wieder den Beeren zu. Wir schossen so viele Fotos wie möglich und freuten uns riesig, endlich einen Bären in freier Wildbahn zu sehen. Als er sich weiter aus den Beerensträuchern hinauswagte, entschieden wir uns, den Bären nun in Ruhe zu lassen und mit dem Auto zurück zur Cougar Ranch zu fahren.

Rendezvous mit einem Bären
Rendezvous mit einem Bären
Rendezvous mit einem Bären
Er kam uns schon ziemlich Nahe

Das war ein richtiger Bär

Wir jubelten bereits im Auto über den unsere Bärensichtung. Das war ein echter Bär, ein eeeechter Bääääär! Unsere Freude und Begeisterung war riesig. Selbstverständlich, wir rechneten damit, in Kanada einen richtigen Bären zu sehen, aber dass dieser Augenblick ein solch toller Moment sein wird, war uns nicht bewusst. Ich bin jetzt absoluter Bären Fan  😀 . Was war das für ein wunderschönes Tier!

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Marc Schürmann

Ich wurde 1983 geboren und wohne in Graubünden. Ich bin der Gründer von allmountain.ch und blogge über meine grösste Leidenschaft, dem Mountainbiken.

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