Oft wird die Dichtheit von Regenbekleidung und wetterfester Kleidung mit dem Messwert «Wassersäule» angegeben. Sie gibt an, wie wasserdicht Regenjacken, Zelte und Outdoor-Ausrüstung sind. Doch was bedeutet etwa eine Wassersäule von 2000 mm? Ich erkläre dir, was es mit dem Messwert auf sich hat und welche Wassersäule Regenbekleidung mindestens haben solle, damit du auch bei starkem Regen trocken bleibst.
Inhalt
Was ist die Wassersäule eigentlich?
Sie ist ein Referenzwert, um die Wasserdurchlässigkeit eines Materials anzugeben und wird meistens in Millimetern angegeben, bedeutet aber nicht, dass bei einem Regenfall von 10’000 mm pro Quadratmeter deine Regenjacke plötzlich Wasser durchlässt. Die Wassersäule gibt den Druck an, der auf das Material einwirken muss, bis es Wasser durchlässt. Prinzipiell gilt: je höher die Wassersäule, desto dichter das Material. Kling schonmal ganz easy.
Wassersäule und Wasserdruck | So wird der Referenzwert bestimmt
Man kann sagen, dass 0.1 bar Druck einer 1000 mm Wassersäule entspricht. Doch wie müssen wir uns Wasserdruck vorstellen? Ihr müsst euch das so vorstellen: Ihr spannt eure Jacke ein und stellt auf die Regenjacke eine Röhre, nun füllt ihr jeweils immer 10 cm Wasser in diese Röhre. 10 cm entsprechen dabei 0.01 bar Wasserdruck, sprich 10 mm Wassersäule. Jede Minute füllt ihr erneut 10 cm Wasser in die Röhre, bis sich unterhalb eurer Jacke drei Tropfen bilden. Danach wisst ihr, wie viel Wassersäule eure Regenjacke hat. Bei 1.5 Meter Wasser in der Röhre, hat eure Regenjacke also eine Wassersäule von 1500 mm und hält einen Druck aus von 0.15 bar Wasserdruck. Genau mit diesem Verfahren bestimmen die Hersteller auch die Wassersäule des Materials. Dies ist nach der DIN-Norm DIN EN ISO 811 geregelt und nennt sich auch «Hydrostatischer Druckversuch».
Wann ist Regenbekleidung wasserdicht?
Ihr erwartet jetzt bestimmt einen eindeutigen Wert für die Dichtheit von Kleidung? Doch so einfach ist es leider nicht. Da es unterschiedliche Messverfahren für die Bestimmung der Wassersäule gibt, unterscheiden sich auch die Werte. In den USA wird die Wassersäule anders ermittelt als hier in Europa. Das amerikanische Verfahren ergibt niedrige Wassersäulenwerte als der hydrostatische Versuch, der in Europa durchgeführt wird. Somit kann man die amerikanischen Angaben mit einem Wert von zwei bis drei multiplizieren.
Ebenfalls ist die Definition von wasserdicht in Deutschland und in der Schweiz unterschiedlich – wie so vieles andere auch :D. In Deutschland gilt eine Bekleidung ab einer Wassersäule von 1300 mm als wasserdicht und darf entsprechend gekennzeichnet werden. In der Schweiz hingegen gilt erst Kleidung ab einem Messwert von 4000 mm als wirklich wasserdicht. Die Schweizer sind somit etwas strenger, wenn es um die Dichtheit von Kleidung und Outdoor-Ausrüstung geht.
Es kommt nicht nur auf die Wassersäule an
Nun weisst du, was der Messwert aussagt und wie dieser gemessen und bestimmt wird. Doch die Wassersäule allein sagt noch nichts über die Qualität und die Dichtheit von Regenbekleidung aus. Die eigentlichen Schwachpunkte einer regenfesten Bekleidung ist nicht grundsätzlich der Stoff, sondern eher die Nähte und Reissverschlüsse. Beim Kauf sollte man auch auf verschweisste Nähte und Reissverschlüsse achten und nicht nur auf die Wassersäule. Das Gleiche gilt auch für Zelte und weitere Outdoor-Artikel.
Eine gute Regenjacke muss viel mehr können. Sie sollte bequem, atmungsaktiv und elastisch sein. Vor allem beim Sport muss Regenbekleidung viele weitere Kriterien erfüllen.
Welche Wassersäule sollte eine gute Regenjacke haben?
Im Outdoorbereich, beim Wandern und Biken ist eine Regenjacke mit einer Wassersäule von 10’000 mm zu empfehlen. Dadurch dass Jacken beim Outdoorsport Wind, Bewegung und weiteren Belastungen ausgesetzt sind, müssen sie auch mehr aushalten als eine Regenjacke für den Alltag, bei der eine geringere Messwert bereits ausreicht. Für Extremsport, alpine Touren mit schwerem Gepäck empfiehlt sich Regenbekleidung mit einer Wassersäule von 20’000 mm.
Empfehlungen
Verschiedene Kleidung bei unterschiedlichen Sportarten sind anderen Belastungen ausgesetzt, darum empfehlen sich auch unterschiedliche Wassersäulen.
- Skijacken: 15’000 mm
- Skihosen: 15’000 mm
- Regenhosen: 15’000 mm
- Alltagsjacke: 5000 mm
- MTB-Regenjacke: 10’000 mm
Welche Wassersäule sollte ein gutes Zelt haben?
Bei Zelten sieht es ein wenig anders aus. Da sie nicht grossen Belastungen ausgesetzt sind, genügt bei einem Zelt eine kleinere Wassersäule. Am meisten Belastung muss der Zeltboden aushalten, deshalb empfiehlt sich hier ein höherer Wert von 5000 mm. Für das Aussenzelt reicht eine Wassersäule von 3000 mm. Diese Werte halten Wind und Dauerregen garantiert stand. Passende Outdoor-Zelte gibt es hier.
Was die Wassersäule nun bedeutet
Sie ist ein Richtwert für die Dichtheit von Materialien, aber man sollte sich nicht nur auf diesen Wert verlassen. Auch andere Faktoren spielen bei Sportbekleidung eine wesentliche Rolle. Die höchste Wassersäule bringt nichts, wenn die Nähte und Reissverschlüsse von schlechter Qualität sind. Eine hohe Dichtheit des Materials bedeutet auch, dass der Stoff weniger dampfdurchlässig und somit weniger atmungsaktiv ist. Mehr Dichtheit bedeutet auch weniger Flexibilität des Materials. Somit liegt es an euch, einen Kompromiss zwischen wasserdicht, atmungsaktiv, Preis und Flexibilität zu finden.
Mountainbiken bei Regen
Beim Mountainbiken ist die Regenbekleidung gewissen Belastungen ausgesetzt. Die Anforderungen sind daher höher als bei Alltagsregenbekleidung. Tipps und Tricks für die passende Kleidung und Mountainbiken bei Regen gibt es hier.
Deine Erfahrungen?
Achtest du beim Kauf jeweils auf die Wassersäule? Wie sind deine Erfahrungen mit Regenbekleidung? Welche Klamotten empfiehlst du persönlich? Lasst es mich in den Kommentaren wissen.
Hallo Marc,
vielen Dank für diesen Artikel, der mich sehr gut informiert hat.
Ja, ich achte beim Kauf definitiv auf die Wassersäule und die Produktangaben.
Viele Grüße
Michaela