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Da suchst du dir eine schöne Tour auf Outdooractive oder anderen Portalen heraus und fragst dich, ob denn die Abfahrt deinem fahrtechnischen Niveau entspricht? Niemand hat Lust, sich stundenlang den Berg hoch zu ackern und dann den Grossteil des Trails laufen zu müssen. Aber hey, das gehört zum Mountainbiken halt leider auch dazu, genau wie das Bike hochtragen. Um die Trails besser einschätzen zu können und Überraschungen zu vermeiden, gibt es die MTB Singletrail Skala, die Schwierigkeitsskala für Mountainbiketrails.

Die Einteilung der Trails in Schwierigkeitsgrade | Die Singletrail-Skala

Für die bessere Kennzeichnung von Schwierigkeiten der Trails gibt es die sogenannte MTB Singletrail Skala. Diese Skala geht von S0 (sehr einfach) bis S5 (sehr schwer). Doch wie bei vielen solcher Skalen ist es oft auch eine Interpretationssache. So kann es sein, dass du mal S3 ziemlich easy findest und ein anderes Mal ist S3 kaum fahrbar. Bei den Skipisten nicht anders. Nicht jede rote Piste fühlt sich auch wie eine rote Piste an.

Farbliche Kennzeichnung von Trails

Was wir aus dem Wintersport bereits kennen, wird auch gerne für Trails genommen. Die Kennzeichnung der Schwierigkeit durch die Farben blau (einfach), rot (mittel), schwarz (schwer). In einigen Ländern oder Apps kommt auch noch die Farbe Grün (sehr einfach) dazu. Die Singletrail-Skala S0 bis S5 wird gerne auch mit den Farben assoziiert. Dabei gilt S0–S1 als blau, S2 als rot und S3–S5 als schwarz.

Die Singletrail-Skala

Doch was bedeuten nun S0 bis S5 genau? Wie muss man sich hier die Trails vorstellen? Hier gibt es eine Übersicht, über die einzelnen Abstufungen in der MTB Singletrail Skala.

Welcher maximale Schwierigkeitsgrad fährst du?

S0 (grün/blau) | Ziemlich einfach

S0 ist die einfachste Stufe auf der MTB Singletrail Skala und beschreibt einen Weg ohne besonderen Hindernisse, wie zum Beispiel einen ganz normale Waldstrasse, ein fester Kiesweg oder Waldboden. Wege der Skala S0 sind auch mehrheitlich flach oder mit mässigem Gefälle. Für S0 ist kein besonderes fahrtechnisches Können nötig. Wege der Stufe S0 können somit auch gut ohne Mountainbikes, wie etwa Gravel Bikes, befahren werden. Kurz gesagt: S0 kann jede:r.

Ein Trail der Singletrail Skala S0
Ein Trail der Singletrail-Skala S0. | © Marc Schürmann

S1 (blau) | Einfach

Bei S1 wirds ein wenig schwieriger aber immer noch nicht die grosse technische Herausforderung. Fahrtechnische Grundkenntnisse reichen bei S1 aus. Auch lassen sich diese Trails gut mit einem Hardtail befahren. Wege der Singletrail-Skala S1 haben ein maximales Gefälle von 40 %. Das heisst ein Gefälle von maximal 22 Grad, was einen Höhenunterschied von 40 Höhenmeter auf 100 Meter Distanz bedeutet. Dieser Wert gilt als Maximalwert. Ein S1 Trail hat nicht durchgehend ein Gefälle von 40 %, sondern kann solche in kurzen Abschnitten enthalten. Bei S1 können alle Hindernisse überrollt werden. Ein S1 Trail besteht aus kleinen Steinen und Wurzeln und Kurven können eng sein, sind aber alle fahrbar. Anfänger:innen können problemlos Trails der Singletrail-Skala S1 fahren.

Beispiele S1 Trails

Poschiavino Trail
Ein Trail der Stufe S1 mit vereinzelten Wurzeln und Steinen. | © Marc Schürmann

S2 (rot) | Für Fortgeschrittene

Beim Schwierigkeitsgrad S2 auf der Singletrail-Skala wirds schon ein wenig herausfordernder. Für versierte und geübtere Biker:innen aber alles fahrbar. Hier können die Wurzeln und Steinfelder schon auch mal grösser sein, richtig verblockt wird es jedoch noch nicht. Eine gute Fahrtechnik und Balance ist aber Voraussetzung, um sicher auf S2 Trails unterwegs zu sein. Der Untergrund ist teilweise lose und das Gefälle kann bis 70 % steil sein. Das bedeutet ein Gefälle von 70 Höhenmetern auf 100 Meter Distanz. Die Kurven werden enger, können aber noch ohne Hinterrad umsetzen gefahren werden.

Lukas und Jenny - rides of the month
Bei Trails der Singletrail-Skala S2 ist schon fahrtechnisches Können gefordert. | © Luny on Tour

Beispiele von S2 Trails

S3 (schwarz) | Für Könner

S3 Trails sind nur für gute Mountainbiker:innen. Das Fahrrad muss hier beherrscht werden. Die Trails können teilweise verblockt sein. Hindernisse wie grosse Wurzeln und Steine sind auf S3 Trails anzutreffen. S3 bedeutet auch steil. Ein Gefälle von über 70 % ist keine Seltenheit. S3 Trails erfordern eine hohe Konzentration, Balance und Bikebeherrschung. Spitzkehren können mit der richtigen Technik gerade noch so gefahren werden.

Rock Garden auf der Fräkmünt
S3 Trails sind verblockt, steil und erfordern Bikebeherrschung und Konzentration. | © Marc Schürmann

Beispiele von S3 Trails

S4 (schwarz) | Verdammt schwer

Für viele Hobby Mountainbiker:innen bereits das Höchste der Gefühle. Mehr als S4 auf kurzen Abschnitten liegt für nicht Profis kaum drin. Die Trails der Singletrail-Skala S4 sind steil, verblockt und der Untergrund ist rutschig. Hier muss man wissen, was man tut. Spitzkehren können oft nur mit Versetzen des Hinterrads gefahren werden. Auf S4 Trails hat man nur Spass mit absoluter Bikebeherrschung und jahrelangem Training.

Schwieriges Überqueren eines Bergbachs
S4 erfordert Erfahrung und Fahrtechnik auf Profiniveau. Lieber einmal mehr absteigen 🙂 | © Marc Schürmann

Beispiele von S4 Trails

S5 (schwarz) | Nur was für Profis

S5 Trails sind die Masterclass, die Creme de la Creme der Trails. Noch schwerer als S5 wäre wahrscheinlich Bergsteigen oder Klettern. Wirklich Flow auf S5 Trails beherrschen nur wenige Bikende auf der Welt. Diese Wege sind nur was für absolute Profis.

Schwieriger und steiler Trail ins Livigno Tal
S5 fahre auch ich nicht. Ich bin schon froh, wenn ich ab und zu S4 kann 🙂 | © Marc Schürmann

Nicht in Stein gemeisselt

Die Schwierigkeit eines Trails lässt sich nur schwer messen. Die Singletrail-Skala ist daher nicht in Stein gemeisselt. Sie Schwierigkeit eines Trails hat auch abhängig vom technischen Fahrkönnen, der Tagesform, der Erfahrung usw. Was einige als schwer einstufen, ist für andere wiederum leicht. Die Skala soll dazu dienen, Wege und Trails grob einzustufen. Die Skala wird aber (wie bei mir auch) oft nach Gefühl bewertet. Ein gutes Beispiel: Ein S2 Trail im 3 Länder Eck wäre andernorts bereits ein S3. Somit ist die Singletrail-Skala keine heilige Schrift, sondern eine grobe Hilfe, um den Schwierigkeitsgrad eines Trails einzuschätzen und zu kategorisieren.

Mehr MTB Fachbegriffe

Weitere MTB Fachbegriffe, die du kennen musst, gibt es im grossen MTB Fachbegriffelexikon.

Eure Meinung ist gefragt

Wie sieht ihr das? Beachtet ihr die Singletrail-Skala oder benutzt ihr sogar ein anderes System? Wie schätzt ihr jeweils die Trails ein? Eher zu schwierig oder eher zu einfach? Was meint ihr dazu, dass nicht überall ein einheitliches System benutzt wird? Schreibt mir eure Meinung in die Kommentare.

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Marc Schürmann

Ich wurde 1983 geboren und wohne in Graubünden. Ich bin der Gründer von allmountain.ch und blogge über meine grösste Leidenschaft, dem Mountainbiken.

4 Antworten

  1. Marco sagt:

    Ich bin ehrlich gesagt jetzt gerade sehr froh, dass du die Tour am Bürgenstock ebenfalls als S4 einstufst. Beim Ride-Magazin wurde dies als max. S3 eingestuft. Wir machten uns auf den Weg und mussten wirklich bei einigen Stellen laufen, normalerweise ist ein S3-Trail praktisch durchgehend fahrbar, hier jedoch nicht. Empfehlenswert ist jedoch, wenn du via Mattgrat zur „Nas“ rausfährst, je weiter unten du bist, je flowiger wirds.
    Wie du siehst, kommt es immer sehr auf den Ersteller:in drauf an, wie die Tour eingeschätzt wird. Bei Unsicherheit lese ich meist die Kommentare, falls es keine gibt, probiert man es halt einfach aus. Ansonsten lieber eine S-Stufe zurückgehen, dafür ist die Abfahrt super flowig.

    • Marc Schürmann sagt:

      Hallo Marco

      Ich habe schon öfters vernommen, dass beim Ride Magain die Touren gerne einfacher eingestuft werden, als fürs Durchschnittsniveau. Hat sicherlich damit zu tun, dass Thommi vom Magazin verdammt gut Velofahren kann :D. Aber es ist halt so, dass jeder ein anderes Niveau fährt und daher die Schweirigkeit eines Trails auch anders einschätzt.

  2. Stephan sagt:

    Endlich eine transparente Einschätzung der S Klassen. Für mich ist neben der Streckenschwierigkeit , Wurzeln, verblockt etc auch noch ausschlaggebend ‚wie gefährlich‘ der Trail bei einem Fahrfehler ist. Stürze ich bei einem Fahrfehler in den Tod – oder halt eben ’nur‘ eine Harte Landung; wofür der seriöse Biker ja Knie- und Ellbogenschoner trägt… Na gut, ein Schlüsselbeinbruch kann auch mal sein (hat das nicht jeder Biker einmal in seiner Bike Karriere 😉

    • Marc Schürmann sagt:

      Hallo Stephan

      Danke für deinen Kommentar. Die Gefährlichkeit ist ein guter Input und werde ich in diesem Artikel ergänzen.

      Liebe Grüsse aus Lenzerheide
      Marc

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