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Der Rocky Mountain Trailride – Ein etwas anderes Rennformat
Race Buddy Markus und ich nahmen zum ersten mal am Rocky Mountain Trailride teil, ein etwas anderes Rennformat. Ähnlichkeiten zur Schnitzeljagd in Sölden oder zur Hörnli Trailjagd in Arosa bestehen, doch die beiden Anlässe sind nicht zu Vergleichen und bei genauerem hinsehen sind sie komplett verschieden. Aber wie funktioniert die ganze Geschichte?
Das Rennen fand in der Bikeregion Davos statt. Jedes Team erhält eine Landkarte, auf der alle Trails eingezeichnet sind. Nun ist jeder Trail in Wertungspunkten unterteilt. Dabei wird ein Trail mit einer höheren Punktzahl belohnt, wenn er länger und schwieriger zu fahren ist. Nun liegt es an den Teilnehmern, eine Route zu planen um in den vorgegebenen Zeit möglichst viele Trailpunkte zu sammeln. Der gefahrene Trail zählt nur einmal und es spielt keine Rolle ob dieser hoch oder runtergefahren wird. Das Team mit der höchsten Punktzahl gewinnt. Kling erst mal einfacher als es ist.
Breefing und Planung
Am Freitag Abend versammelten sich alle Teilnehmer des Rocky Mountain Trailride zum Breefing im Hotel Ameron in Davos. Nach einer kurzen Instruktion wurden die Trailmaps verteilt und wir konnten unsere ideale Route planen oder versuchten dies zumindest. 57 Trails standen zur Auswahl, von Küblis bis Filisur. Die Karte deckte ein ziemlich grosses Gebiet ab. Wir taten uns zu Beginn ein wenig schwer mit der Planung und verworfen unseren Plan etliche male. Für den ersten Renntag konzentrierten wir uns aufs Jackobshorn und Rienerhorn, da hier ordentlich Punkte abzugrasen waren.
Der frühe Vogel sammelt die Punkte
Unser Start Zeitfenster lag zwischen 08:15 und 09:15. Wir starteten gleich um 08:15 um mit einer der ersten Gondelfahrten aufs Jakobshorn zu gelangen. Auf dem Weg zur Talstation sammelten wir schon die ersten Punkte auf zwei einfachen Trails. Der Morgen war noch ziemlich kühl und auf dem Jakobshorn blies ein leichter Wind. Oben angekommen bretterten wir gleich los, Richtung Sertig Dörfli und konnten so schnell die ersten 200 Punkte auf unserem Konto gutschreiben.
Noch nicht ganz warm und im Rennmodus, war ich kurz zu langsam, so dass es mir das Vorderrad einklemmte und ich das erste mal Bodenkontakt suchte. Passiert ist dabei nichts, ausser vielleicht ein Lacher von Markus.
Punkte sammeln
Bei Sertig Dörfli gings auf einem Trail weiter zum Ausgangspunkt, sprich zur Talstation der Jakobshorn Bahn. Die kutschierte uns bequem wieder auf den Gipfel und wir bretterten nochmals Richtung Sertig Dörfli, denn ein Trail zählte als Jokertrail und durfte zweimal gutgeschrieben werden. So konnten wir schnell schon reichlich Trailpunkte sammeln.
Flat Tire
Bei der zweiten Abfahrt hatte Markus einen platten Hinterreifen. Somit hatten wir unseren ersten nicht geplanten Stopp. Der Schlauch war schnell gewechselt und mit einer CO2 Kartusche noch schneller wieder aufgepumpt. Nach der kurzen Unterbrechung konnten wir weiterfahren. Darum fahre ich tubeless Ich blieb pannenfrei 😀
War das so geplant?
Beim Sertig Dörfli wechselten wir die Talseite und begaben und auf den Trail Richtung Rienerhorn. Irgenwie ging bei der Planung vergessen, dass wir hier den Trail hoch treten mussten, statt runterzudonnern. Fehlplanung oder doch so gewollt? Ich glaub wir hatten das wirklich so eingeplant.
Reger Betrieb
Auf dem Trail herrschte reger Betrieb. Unzählige Wanderer und Biker kamen uns entgegen und der schmale Weg liess ein einfaches Kreuzen nicht zu. Wir mussten oft absteigen und unsere Bikes schieben. Ich ein wenig mehr als Markus, der die technischen Passagen besser meisterte.
Strenger Anstieg
Der Aufstieg war streng und teilweise richtig steil. Die Mittagssonne brutzelte und machte die ganze Sache nochmals schwieriger. Rund eine Stunde kämpften wir uns den Trail hinauf. Für ein wenig Spass oder auch mal ein Wheelie blieb immer Zeit, vor allem für den Fotografen 😆 .
Erst einmal Pause
Oben angekommen brauchte ich erst einmal eine Pause. Die Sonne setzte mir enorm zu und der Schweiss tropfte regelrecht von meiner Stirn. Ich brauchte ein paar Minuten um wieder zu Kräften zu kommen.
Planänderung
Durch den längeren Uphill lagen wir stark hinter unserem eigentlichen Zeitplan und mussten daher unsere Trailroute anpassen. Uns blieb nun nicht mehr viel Zeit zurück ins Ziel und wir wollten keine Strafpunkte bei einer möglichen Zeitüberschreitung kassieren. Also sammelten wir noch einige Punkte auf den Trails rund um das Jakobshorn und verzichteten darauf uns noch weiter vom Ziel zu entfernen. Nur ein paar Minuten vor Ende kamen wir am ersten Tag ins Ziel. Der erste Renntag verlief nicht ganz optimal, doch wir waren durchaus zufrieden mit unserer Leistung.
Erste Platzierung
Am Abend fand das nächste Breefing statt, sowie die Rangverkündung des ersten Tages. Mit 1045 Punkten lagen wir 760 Punkte hinter dem führenden Team. Ein ordentlicher Punkteabstand, den es am zweiten Tag zu verbessern galt. Wir platzierten uns auf dem 21. Zwischenrang, von ingesamt 28 Teams.
Plan it…again
Nun ging es an die Planung des zweiten Tages des Rocky Mountain Trailride. Neue Trails und neue Bahnen kamen hinzu. Für den zweiten Renntag entschieden wir uns, die Davos Parsenn Seite abzugrasen und auf Punktejagd zu gehen.
Schwerer Start in den zweiten Tag
Die ersten Meter verliefen noch ziemlich gut, doch schon bald wussten wir den Weg nicht und die Karte konnten wir mit den Wegschildern nicht recht entziffern. Nirgends stand das angeschrieben, was wir eigentlich erwarteten. Der erste Trail gab ordentlich Punkte, war aber mit 10Km länge und Schwierigkeit 30 ziemlich happig. Markus konnte viele technische Passagen fahren, ich musste oft passen und mein Bike schieben.
Müde und unkonzentriert
Meine Beine waren noch müde vom Vortag und meine Sicherheit auf dem Bike lies zu wünschen übrig. Ich war unkonzentriert und genervt. Mein Körper wollte das Spiel nicht richtig mitspielen und ich hatte nun vor fahrbaren Hindernissen plötzlich Angst. Sehr unwohl bewegte ich mein Bike, war oft mehr Passagier als Pilot. Ich wurde viel zu vorsichtig und fand den ganzen Tag nicht mehr zum Flow zurück.
Wo ist der Trail
Zu alledem sind wir bei einem Trail falsch abgebogen und sind eine Passage gefahren die keine Punkte zählt. Wir haben uns an diesem Tag komplett verzettelt. Wir fanden die Wege nicht, fuhren die Falschen oder vergaben sonst irgendwie wichtige Punk
Neuer Plan
Wir zogen die Notbremse und dachten uns einen neuen Plan aus. Auf der Parsennseite waren für uns keine einfachen Punkte mehr zu holen und wir entschieden deshalb, zum Jakobshorn zurückzukehren und die letzte Stunde nochmals Vollgas zu geben, um wenigstens nochmals einige Punkte zu sammeln
Meine Bedenken
Ich teilte Markus meine Bedenken mit und war körperlich wirklich langsam am Ende. Die Power ging aus und die Angst wurde grösser. Angst, die ich so vorher noch nie erlebt hatte und ich war auf den Trails unterwegs, wie ein blutiger Anfänger, der das erste Mal richtig auf einem Bike sitzt. Eine neue und für mich unerklärbare Situation.
Musste ja sein
Und so kam es. Auf der letzten Abfahrt vor dem Zieleinlauf, an einer wirklich einfachen Stelle, ein Singletrail flach und schnurgerade. Irgendwie kam mein Vorderrad über die Trailkante und ich purzelte ein paar Meter die Böschung hinunter. Die Halterung des Garmin Edge GPS Geräts wurde abgerissen und ich lag eingeklemmt unter dem Bike, den Kopf hangabwärts und konnte mich im ersten Augenblick nicht bewegen. Der Schmerz lies zum Glück schnell nach und nach längerem Kampf konnte ich mich aufrichten und zurück zum Trail hochkraxeln. Ab hier war für mich nun Ende.
Zieleinlauf
Ich fuhr langsam und vorsichtig den Trail hinunter und wir fuhren auf dem Flowtrail zurück nach Davos. Der Schmerz war verflogen und auf den letzten Metern kam bei mir doch wieder fröhliche Stimmung auf. Der Grund dafür war, dass das Ziel in Sichtweite lag und ich froh war, endlich ins Ziel zu kommen. Mit beinahe letzter Kraft fuhren wir durchs Ziel.
Hartes Rennen
Zwei Tage, über 12 Stunden im Sattel, über 5000 Tiefenmeter und rund 100km Distanz waren verdammt anstrengend. Am Schluss war ich verdammt stolz so eine Leistung erbracht zu haben, erhoffte mir aber trotzdem ein besseres Resultat. Wir konnten doch noch 890 Punkte sammeln und landeten am zweiten Renntag auf dem 21. Rang. Nur ein Rang verschlechtert, im Vergleich zum Vortag. Über beide Renntage ergab das einen 21. Gesamtrang, von insgesamt 28 Teams.
Es war trotzdem gut
Jetzt weis ich, was ich auf nächstes Jahr zu tun habe. Trainieren, trainieren und nochmals trainieren. Nicht nur Kraft und Kondition, sondern auch technisches Fahrkönnen und das Überwinden der Angst, technische Passagen zu fahren. Spass gemacht hat es auf jeden Fall und es wird nicht mein letzter Rocky Mountain Trailride gewesen sein. Danke an die Organisatoren, die Sponsoren, meinem Race Buddy Markus und an alle Teilnehmer des Rocky Mountain Trailride 2018.
Well done! Trotz deinem für dich eher ernüchternden Resultat, oder wenn du mehr erwartet hättest. Die Werte (100km, 5km down) sprechen ja schon ne deutliche Sprache. Mich würde noch interessieren, was für technische Passagen dich geplagt haben? Kennst du vergleichbare Trail-Abschnitte in einem Schweizer Bikepark, damit ich mir ein „Bild“ davon machen kann?
Cheerz, Hitsch
Sali Hitch. Vielen Dank für dein Feedback. Mit einem Bikepark nicht ganz zu vergleichen aber ich habe den Artikel mit einem Wurzelfoto ergänzt. Auf dem Foto sieht der Trailabschnitt nur halb so schwer und steil aus, wie er eigentlich war.