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Kein Sport und viel Essen

Ich war eine Lusche in Sport und mied jede körperliche Anstrengung. Meine Freizeit gestaltete ich sowieso vor dem Fernseher oder zockte Videogames. Gross bewegen bewegt habe ich mich nie. Ich ass gerne und ich ass gerne viel. Ein schlechtes Gewissen hatte ich selten. Essen wurde zur Sucht. Nicht zu solch einer Sucht, bei der ich ständig essen musste, sondern eine Sucht die mich nicht mehr aufhören liess zu essen. Anstatt einer normalen Portion zum Abendessen, ass ich eher eine Mahlzeit für 3 Personen. Ein Menü bestand da gerne mal aus 300g Nudeln und ein halbes Kilo Hackfleisch. Meine Menüs hätten für eine ganze Familie gereicht, machten mich jedoch kaum satt. Einmal angefangen zu Essen, konnte ich nicht mehr aufhören, solange, bis im Magen kein Stück mehr Platz fand. Das Völlegefühl ignorierte ich. Zum Teil zwang ich mich sogar, den letzten Bissen noch runterzukriegen. Keinen blassen Schimmer wieso, es war einfach so. Auf den Hüften machten die vielen Kalorien sich schnell bemerkbar. Ich nahm immer mehr zu und das immer ziemlich schnell. Mir fiel die Veränderung überhaupt nicht auf, mein Spiegelbild war für mich dasselbe wie am Vortag. Die Gewichtszunahme blieb meinem Auge verborgen oder sie wollten es nicht sehen.

Gift Junk Food, der Ursprung allen Übels

Ich hatte selten richtigen Kohldampf, es war mehr einfach die Lust auf Essen, auf das Gefühl, den Geschmack. Klar, über Geschmack von Essen lässt sich streiten, damals hat mir Junk Food am besten geschmeckt. Dass die ungesunde Ernährung mir Magenprobleme und Bauchschmerzen machte, war reine Nebensache, zu gut und zu befriedigend war essen. Ich liebte Burger, Pizzen, Döner, alles was auf die Hüften schlägt. Ich stopfte mich nie mit Süssem voll oder verschlang Tafelweise Schokolade, Junk Food war die Ursache allen Übels. Obst und Gemüse hingegen, schmeckte mir nicht, zu sehr hatten sich meine Geschmacksnerven bereits an die ungesunde Kost gewöhnt.

Ich kochte selten, lieber bestellte ich etwas nach Hause oder fuhr schnell zu McDonalds. Schon beim Losfahren hatte ich solch einen Essensdrang und eine solche Lust, dass ich ein paar Cheeseburger bereits auf dem Rückweg verdrückte. Zurück Daheim machte ich mich über die restlichen Burger her. Meine durchschnittliche Bestellung bei McDonalds bestand aus einem BigMac Menü Medium, einem McChicken und weiteren drei Cheeseburgern, dazu einen grossen Becher IceTea. Eine Papiertüte gefüllt mit Zucker, Fett und Geschmacksverstärkern. Die Pizza Schachteln stapelten sich Zuhause bis zur Decke. Ich war zu faul um die leeren Kartons zu entsorgen. Eine einzelne Pizza stillte meinen grossen Hunger nur für kurze Zeit und ich bestellte Zwei oder alternativ einen Döner zusätzlich. Satt und zufrieden liess ich den Tag auf dem Sofa ausklingen. So vollgestopft waren Bewegungen kaum mehr möglich. Es gab Momente, da ass ich so viel, dass jede Bewegung schmerzte, mir dabei schlecht wurde und es mir den Schweiss aus den Poren drückte. Für den Körper harte Arbeit, so viel Essen zu verdauen. Das müssen enorm viele Kalorien gewesen sein, gekümmert hat es mich nie.

Das liebe Essen und ich, eine Hassliebe

Ich liebte es zu essen, essen gab mir ein tolles Gefühl, es war eine Sucht. Eine Sucht die mir viele Probleme bereitete, physisch und psychisch. Ein Grossteil meines Lebens wurde durch das Essen bestimmt. Ich war gesteuert vom Gedanken an Essen. Das gestörte Essverhalten war schuld an meiner ganzen Misere. Genau genommen und ehrlich gesagt war ich stets selber für mein Verhalten verantwortlich, liess mich immerzu verleiten, liess mich vom Essen verführen. Ich war nicht standhaft genug und konnte all den Köstlichkeiten nicht widerstehen. Normal portionierte Mahlzeiten waren für mich ein Ding der Unmöglichkeit. Wenn ich selber kochte, kochte ich immer zu viel, stehen lassen konnte ich das Essen jedoch nicht. Diäten hielt ich nur kurzweilig durch, das ungesunde Essen gewann stets die Überhand. Das Verlangen nach Essen war gross, zu gross. Mein Verhältnis zum Essen hatte krankhafte Züge angenommen und ich hatte es nie bemerkt.

Eine ständige Herausforderung mein Gewicht zu halten

Heute habe ich ein besseres Verhältnis zum Essen, eine harmonische Beziehung ist es daher noch lange nicht und wird es auch nie werden. Ich stopfe zwar keine Unmengen mehr an Junk Food in mich rein, lasse mich aber ab und zu, zu einem weiteren Bissen verleiten. Die Mästerei von früher habe ich aber zum Glück überstanden. Es kann heute noch passieren, dann, wenn eine Mahlzeit so köstlich schmeckt, dass ich wieder in alte Muster zurückfalle und vergesse wann genug ist. Aber auch das Problem kriege ich in den Griff. Essen ist für mich heute Freund und Feind. Ich kann Mahlzeiten geniessen, die Angst wieder zuzunehmen bleibt. Es bleibt für mich eine schwierige Aufgabe, das Lot zwischen Genuss und Bedarf zu finden.

Gesund als neues Lebensgefühl

Ich esse heute bewusster, gesünder und auf jeden Fall kleiner portioniert. Mein Magen hat sich an kleinere Portionen gewöhnt und meine Magenprobleme sind gänzlich verschwunden. Ich fühle mich fitter und stärker. Ich schlafe nachts besser, bin dadurch entspannter und konzentrierter. Die gesunde Ernährung gibt mir Energie für Alltag und Sport. Ich bin fröhlicher und glücklicher. Nur die Haare fallen trotzdem aus 🙄 .

Wie ich meine Ernährung genau umstellte, erkläre ich in einem späteren Kapitel. Im nächsten Kapitel „Falsche Wahrnehmung meines Körpers“ behandle ich zuerst das Thema, wie ich mich selbst und wie mich meine Umwelt wahrnahm. Zwei völlig unterschiedliche Ansichten.

Marc Schürmann

Ich wurde 1983 geboren und wohne in Graubünden. Ich bin der Gründer von allmountain.ch und blogge über meine grösste Leidenschaft, dem Mountainbiken.

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