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An der Küste angekommen

Nach einer regnerischen und langen Fahrt, mit Start in Smithers, kamen wir endlich in der kleinen Küstenstadt Prince Rupert an. Nach den rund 350 Km auf kanadischen Strassen waren wir erschöpft und freuten uns auf einen eher gemütlichen Abend. Am nächsten Tag mussten wir immerhin ziemlich früh aus den Federn. Um 4.00 Uhr sollten wir bereits auf dem Hafengelände sein, um auf die Autofähre nach Port Hardy zu verladen. Eine kurze Nacht stand uns bevor.

Prince Rupert

Prince Rupert liegt im Westen von British Columbia und ist eine Kleinstadt mit rund 13000 Einwohner. Sie wird gerne „Stadt der Regenbogen“ genannt, wegen der vielen Regenfälle, wie wir noch erfahren sollten. Wir erkundeten die Umgebung nahe unseres Hotels und mussten feststellen, dass hier ziemlich tote Hose herrschte. Die Kleinstadt wirkte verlassen. Restaurants waren geschlossen oder die Speisekarte der geöffneten Lokale, sagte uns nicht zu. Nach einiger Zeit planlosem Umherstreifen und mit knurrendem Magen suchten wir am Pier nach einem passenden Restaurant.

Prince Rupert
Küstenstadt Prince Rupert

Der Himmel war wolkenverhangen und die Luft ziemlich kühl. Das kleine Hafenviertel beherbergte eine stattliche Anzahl kleiner Restaurant. Auf den Speisekarten zählten Fisch und weiteres Meeresgetier zu den Spezialitäten. Ein Alptraum für mich nicht Fischesser. Die Auswahl war für mich damit nicht sonderlich gross, Burger gab es jedoch überall und am Ende wurde ich doch noch satt. Am Pier entlang gingen wir zurück zu unserem Hotel und bestaunten die „grossen“ Frachtschiffe vor der Küste.

Prince Rupert
Küstenstadt Prince Rupert

Der frühe Vogel seht trotzdem an

Morgens um etwa 3.30 Uhr waren wir bereits wieder auf den Beinen, wuschen die Müdigkeit aus den Augen, so gut es ging und packten unsere Koffer. Nur 30 Minuten später standen wir auf dem Hafengelände der BC Ferries, der Schiffsbahnhof der Autofähren. Wir hatten unser Überfahrtsticket bereits in der Schweiz gebucht und hofften nun, schnell und zügig auf die Fähre verladen zu dürfen. Bei solchen wichtigen Checkpoints bin ich lieber zu früh anwesend, als danach eine neue Fahrt buchen zu müssen. An diesem Morgen goss es aus allen Kübeln. Es regnete ununterbrochen. Mir lag es nicht daran, das Auto zu verlassen, bis wir auf der Fähre waren. Es war nass, es war dunkel, kalt und ich war müde. Wir sassen also wartend noch knapp zwei Stunden im Auto. Ohne laufenden Motor und Heizung wurde es schnell einmal kalt im Wagen.

Rauf auf die Fähre

Nach einer gefühlten Ewigkeit konnten wir endlich auf die Fähre verladen. Unsere Reihe war zwar die Letzte, doch ein Platz auf dem Schiff war garantiert. Uns erwartete eine 16-stündige Überfahrt bis nach Port Hardy auf Vancouver Island, unserem nächsten Reiseziel. Diese Route ist sehr beliebt und wird Inside Passage genannt, weil die Autofähre zwischen den unzähligen kleinen Inseln an der Küste hindurchnavigiert.

BC Ferries - Autofähre
Verlad auf die Autofähre in Prince Rupert

Wir hatten an diesem Tag Wetterpech, denn es regnete immer noch stark und die Sicht war trübe. Die Schiffsmotoren brummten und wir legten ab. Wir bestaunten noch ein Weilchen die Landschaft und dann holte uns der wenige Schlaf der kurzen Nacht ein. Ich entschied mich daher eine Kabine zu mieten, damit wir ein wenig bequem schlafen können. Bei diesem Wetter war sowieso nicht viel zu sehen und bei einer 16-stündigen Fahrt hatten wir noch genug Zeit, die vorbeiziehende Landschaft zu betrachten.

Auf nicht so hoher See

Nach einem kurzen Nickerchen wagten wir uns das erste Mal aufs windige Deck, um ein wenig frische Meeresluft zu schnappen und vielleicht die ersten Wale zu entdecken. Frische Luft hatten wir, Wale leider nicht. Die Fähre tuckerte in gemächlichem Tempo durch die schier endlosen Inselgruppen vor der Küste. Links und rechts ragten die Inseln aus dem Wasser und die Fahrt wirkte eher, wie auf einem grossen See, als auf dem grossen Meer.

Inside Passage
Kalt und windig auf der Inside Passage

Hin und Her

Die nächsten Stunden wechselten wir ständig zwischen Musik hören, ein Buch lesen, einen Happen essen, Landschaft bestaunen und ein Nickerchen machen. Irgendwie mussten die 16 Stunden bis Ankunft tot geschlagen werden und das Wetter lud nicht gerade ein, um sich draussen zu sonnen. Also verbrachten wir die ersten Stunden hauptsächlich im Inneren der Fähre. Einmal konnten wir eine Ansammlung von Robben auf einer kleinen Steininsel entdecken, kaum sichtbar. Ihr braunes Fell verschmolz förmlich mit den Farben der Felsen und diente als ideale Tarnung.

Robben auf der Inside Passage
Robben faulenzen auf der Inside Passage

Bella Bella

Was wie ein lieblicher Kosename klingt, ist in Wirklichkeit der Name eines kleinen Fischerdorfes auf der Inside Passage und war ein Zwischenstopp auf der Route nach Vancouver Island. Bella Bella ist ebenfalls der Name eines Indianerstamms. Bereits von Weitem konnte man den kleinen Leuchtturm sehen. Die Fähre legte für runde eine halbe Stunde am kleinen Hafen an, Fahrzeuge wurden ausgeladen und neue kamen hinzu. Aber eine Tatsache war die Wichtigste überhaupt: Ab hier wurde die Wolkendecke löchrig und vereinzelt schimmerte das Blau des Himmels durch. Endlich wurde das Wetter besser!

Dryade-Point-Leuchtturm in der Nähe von Bella Bella
Dryade-Point-Leuchtturm in der Nähe von Bella Bella

Walsichtung

Die Schiffscrew war jedes Mal so freundlich und teilte Walsichtungen per Lautsprecherdurchsage mit. Oft, wirklich oft, sahen wir die Wasserfontänen der Wale, irgendwo ums Schiff herum. Die Wale tauchten kurz auf, holten Luft und tauchten sogleich wieder ab. Sobald wir eine Fontäne entdeckten, war der Wal bereits wieder verschwunden. Die Freude war trotzdem gross, endlich einmal einen Wal gesehen zu haben, und es sollte bei weitem nicht der letzte gewesen sein.

Wasserfontänen zweier Wale

Blauer Himmel und Sonnenschein

Es war bereits Abend und die Sonne stand schon tief am Horizont. In wenigen Stunden setzte bereits wieder die Abenddämmerung ein. Der Himmel war jetzt beinahe klar, nur einzelne Wolkenfetzen schwebten über uns. Die Temperatur war nun angenehm warm und nur die Meeresbrise fröstelte ein wenig. Zum ersten Mal sahen wir Landschaftsbilder, die uns im trüben Regenwetter, rund 12 Stunden verwehrt blieben. Bei strahlendem Sonnenschein wären wir mit Sicherheit, die ganze Zeit im Freien gewesen und hätten die Natur auf unsere Sinne wirken lassen.

Inside Passage

Schiffsverkehr

Am Horizont erkannten wir die ersten Containerschiffe. Allgemein sahen wir vermehrt Schiffe und auch die Wale schwammen hier zahlreicher. Immer wieder konnten wir die riesigen Tiere beobachten und fotografieren. Zwar ein ziemliches Stück von der Fähre entfernt, aber mit dem kleinen Teleobjektiv konnte ich nahe heranzoomen.

Inside Passage

Die Sonne sank schnell und die Abenddämmerung setzte ein. Die Landschaft wurde in goldener Farbe getunkt und wir konnten den Sonnenuntergang beobachten. Die restlichen Stunden bis zur Ankunft im Zielhafen verbrachten wir im Inneren der Fähre.

Sonnenuntergang auf der Inside Passage

Ankunft spät in der Nacht

Die Autofähre erreicht um halb 12 in der Nacht den Hafen in Port Hardy, am nördlichen Ende von Vancouver Island. Für heute war Port Hardy aber noch nicht unser eigentliches Ziel. Vor uns lag eine weitere Stunde Autofahrt, bis zu unserer Unterkunft für die nächsten 2 Nächte, eine kleine abgelegene Lodge, direkt am Meer, in der Nähe von Telegraph Cove. Im Dunkeln fuhren wir auf der BC-19 S Richtung Süden, bis wir nach rund 40 Minuten auf eine Nebenstrasse abbogen, immer dem Navi nach. Die Einfahrt zur versteckten Lodge haben wir beim ersten Mal verpasst. Mitten auf der Landstrasse, im Dunkeln, links und rechts nur Wald, gut zu übersehen, stand ein hölzerner Wegweiser: „Hidden Cove Lodge„. Der Weg bog hier von der Landstrasse ab, auf eine ruppige Schotterstrasse. Das Navi kannte die Strasse nicht und auf der Karte sahen wir nur, dass wir uns langsam dem Meer näherten. Ich fuhr langsam und vorsichtig, denn es war stockdunkel und ich wollte das Auto nicht im Meer versenken. Ist sicherlich schon jemandem vor mir passiert.

Nun aber ins Bett

Um etwa 1 Uhr in der Nacht kamen wir an, das ganze Areal und alle Häuser dunkel. Wir parkten unser Auto, stiegen aus und suchten das Haupthaus. Keine Klingel, kein Schild, nichts. Wir klopften, öffneten die Tür und betraten das scheinbar leere Haus. Wir wussten nicht einmal, ob wir hier richtig waren. Unsere „Hallo“ Rufe wurden schnell gehört. Der Besitzer der Lodge begrüsste uns, übergab sogleich die Schlüssel und zeigte uns unser kleines Cabin. Ohne uns gross zu orientieren, packten wir lediglich unsere Schlafsachen aus und gingen müde zu Bett.

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Marc Schürmann

Ich wurde 1983 geboren und wohne in Graubünden. Ich bin der Gründer von allmountain.ch und blogge über meine grösste Leidenschaft, dem Mountainbiken.

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