MTB-Reifen gibt es fast schon wie Sand am Meer. Unzählige Hersteller haben noch mehr Reifenmodelle im Sortiment. Wäre das nicht schon genug, gibt es jeden Reifen noch mit unterschiedlichen Gummimischungen, sogenannten Compounds. Die Marketingabteilungen der Hersteller gaben diesen Compounds Namen wie Addix Ultra Soft, 3C MaxxTerra oder 4C Compound. Für Laien absolut undurchsichtig und unverständlich. Wir kämpfen uns in diesem Artikel durch den Compound-Dschungel und versuchen Licht ins Dunkel bei den Gummimischungen bei MTB-Reifen zu bringen.
Inhalt
Was bedeutet Compound?
Ein MTB-Reifen kann aus mehreren Gummimischungen bestehen, sogenannten Compounds, was auf Deutsch «Verbindungen» bedeutet. Die Gummimischung zählt zu den wichtigsten Komponenten eines guten MTB-Reifens. Sie sorgt für guten Grip, wenig Rollwiderstand und Haltbarkeit. Ein identischer Reifen mit unterschiedlichen Gummimischungen verhält sich auf dem Trail unterschiedlich. Um das Beste aus einem MTB-Reifen herauszuholen, verwenden die Hersteller auf der Reifenlauffläche verschiedene Gummimischungen.
Warum unterschiedliche Gummimischungen?
Für eine gute Haftung auf dem Trail muss der Reifen viel Energie aufnehmen können, da hilft eine weiche Gummimischung. Bei einem geringen Rollwiderstand soll aber genau das Gegenteil der Fall sein: Es soll möglichst wenig Energie verbraucht werden. Die Hersteller sind steht in diesem Zielkonflikt und versuchen daher, unterschiedliche Gummimischungen anzuwenden.
Zum Beispiel ist der Gummi der mittleren Lauffläche eher hart und der Reifen hat dadurch weniger Rollwiderstand. Die Seitenstollen hingegen sind aus weicherem Gummi, damit sie sich bei Kurven richtig in den Untergrund beissen und für genügend Halt sorgen. Somit kann für jeden Einsatzzweck die perfekte Gummimischung verwendet werden. Die meisten Hersteller setzen auf drei unterschiedliche Compounds, Vittoria sogar auf vier.
Kompromisse bei der Gummimischung
Alle Hersteller müssen bei der Gummimischung stets einen Kompromiss zwischen Haftung, Rollwiderstand, Haltbarkeit und Dämpfung eingehen. Die negativen Eigenschaften eines Gummis versuchen sie daher zu vermeiden, in dem sie mehrere Härten auf einer Lauffläche vereinen. Ein weicher Gummi, der idealen Grip bietet, kann nicht auch gleichzeitig wenig Rollwiderstand haben. Der Verschleiss von weichem Gummi ist höher, bietet aber bessere Dämpfungseigenschaften. Ein Gummi für alles gibt es nicht.
Welche Compound für welchen Zweck?
Welche Gummimischung du wählst, hängt primär von einem Fahrstil und Fahrkönnen ab. Du musst deine Priorität auf Haftung, Rollwiderstand, Haltbarkeit oder Dämpfung setzen. Bist du auf dem Cross-Country Bike unterwegs und bei dir hat ein geringer Rollwiderstand oberste Priorität? Dann ist für dich eine harte Gummimischung ideal. Bist du aber Downhill-Racer:in? Dann liegt dein Fokus auf Grip und Dämpfung und da bist du bei einer sehr weichen Gummimischung genau richtig. Da spielt die schlechte Haltbarkeit und der hohe Rollwiderstand keine Rolle.
Vorder- und Hinterreifen unterschiedlich
An Vorder- und Hinterreifen am MTB musst du nicht zwangsweise dieselbe Compund fahren. Am Vorderreifen ist Grip und Dämpfung wichtig, während am Hinterrad eher Haltbarkeit und geringer Rollwiderstand eine zentrale Rolle spielen. Damit kann der Vorderreifen auch eine Ultra Soft Mischung haben, während am Hinterrad eine härtere Gummimischung zum Einsatz kommt.
Welche Gummimischung bevorzugst du?
Was macht ein guter MTB-Reifen aus
Ein MTB-Reifen besteht aus dem Reifenprofil, der Karkasse, der Gummimischung und dem Wulstkern. Die Gummimischung ist nur eine wichtige Komponente eines MTB-Reifens. Welcher MTB-Reifen sich wofür eignet, erfährst du im Artikel: Welcher Mountainbike Reifen?
Die Compounds der Hersteller
Hersteller differenzieren in unterschiedlichen Compounds und haben eigene Namen dafür. Am Ende sind die vergleichbar. Hier eine verständliche Übersicht über die Gummimischungen der bekanntesten MTB-Reifenhersteller.
Übersichtstabelle Compounds
| XC (hart) | Trail/Enduro (weich) | Downhill (sehr weich) | |
|---|---|---|---|
| Maxxis | 3C MaxxSpeed | 3C MaxxTerra | 3C MaxxGrip |
| Schwalbe | Addix Speed | Addix SpeedGrip & Addix Soft | Addix Ultra Soft |
| Continental | Endurance | Soft | SuperSoft |
| Pirelli | Smartgrip | Smartgrip Gravity | Smart Evo DH |
Maxxis
Maxxis verwendet drei unterschiedliche Gummimischungen bei ihren Reifen.
3C MaxxSpeed
Die dreifache Gummimischung für geringen Rollwiderstand und schnelle Bikes. Diese Compound eignet sich vor allem für Cross-Country-Bikes.
3C MaxxTerra
Die weichere Mischung für Trailbikes mit einem guten Kompromiss aus Rollwiderstand und Grip. Geeignet für Fahrer:innen, die auch gerne mal Höhenmeter aus eigener Kraft absolvieren.
3C MaxxGrip
Reifen mit 3C MaxxGrip Gummimischung sind auf maximalen Grip ausgerichtet. Eine untergeordnete Rolle spielen dabei der niedrige Rollwiderstand und die Haltbarkeit. Diese Compound eignet sich für den harten Downhill und Enduro-Einsatz, wo maximaler Grip essenziell sind.
Schwalbe
Schwalbe verwendet vier unterschiedliche Gummimischungen für ihre MTB-Reifen. Sie unterschieden sich in Rollwiderstand, Dämpfung, Grip und Haltbarkeit.
Addix Speed
Der Name sagt es schon: Die Addix Speed-Mischung ist auf Tempo ausgelegt. Der minimale Rollwiderstand der Gummimischung geht dafür zulasten des Grips. Sie kommt da zum Einsatz, wo es um Sekunden geht und eignet sich ideal für den Cross-Country und Renneinsatz.
Addix Speedgrip
Schwalbe nennt diese Mischung Universalcompound und hat die grösste Einsatz-Bandbreite: Von Cross-Country, bis hin zu Trailbikes und der Fokus liegt bei niedrigem Rollwiderstand und hoher Haltbarkeit.
Addix Soft
Mit der weichen Mischung geht es in den Enduro und Downhill-Bereich. Die Soft-Mischung sorgt für guten Grip und Dämpfung, bietet zugleich aber noch einen geringen Rollwiderstand. MTB-Reifen mit dieser Compound eignen sich für Endurobikes.
Addix Ultra Soft
Die ultra weiche Downhillmischung sorgt für maximalen Halt auf dem Trail. Diese Gummimischung beisst sich in jeden Trail, jedoch leiden dafür Haltbarkeit und Rollwiderstand. Diese Reifen sind gemacht für den harten Downhilleinsatz.
Continental
Die Laufflächenmischung von Continental heisst Black Chili Compound und unterscheidet sich in den drei Härtegraden Endurance, Soft und SuperSoft.
Endurance
Fokus auf Rollwiderstand. Die härteste Mischung bei Continental und ideal für den Einsaz bei Cross-Country-Bikes-
Soft
Die etwas weichere Gummimischung für Trail- und Endurobikes. Grip und Rollwiderstand sind hier in der Waage.
SuperSoft
Weich, weicher, SuperSoft. Die weiche Mischung von Continental ist für den harten Enduro und Downhilleinsatz konzipiert.
Pirelli
Wie fast alle Hersteller setzt auch Pirelli drei verschiedene Gummimischungen ein bei ihren MTB-Reifen ein.
Smartgrip
Pirelli nennt seine Trail/Allmountain-Mischung Smartgrip. Die Mischung ist der ideale Kompromiss zwischen Rollwiderstand, Dämpfung, Haftung und Haltbarkeit.
Smartgrip Gravity
Smartgrip Gravity ist eine Gummimischung von Pirelli, mit Fokus auf Endurobikes.
SmartEVO DH
Die extrem weiche Gummimischung für den Downhillsport. Diese Mischung kommt bei Downhillreifen zum Einsatz und setzt den Fokus auf maximalen Grip und Dämpfung.
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