🕒 Lesedauer: 6 Minuten

Flach oder Klick, die Qual der Wahl

Tja, hier scheiden sich die Geister. Jeder erzählt etwas anderes. Für manche sind Flatpedals das Beste, andere schwören auf Klickpedale. Doch welche sind nun die bessere Wahl? Die Antwort gleich einmal vorweg: keine. Beide Technologien bieten Vor- und Nachteile.

Ich fahre Flatpedals

Ich selbst fahre ausschliesslich Flatpedals. Ausser auf dem Rennrad, da machen Plattformpedale einfach keinen Sinn. Doch warum zieh ich Flatpedals, Klickpedalen vor?

Flatpedals

Ich möchte hier einmal mit Vorurteilen gegenüber den jeweiligen Pedalen aufräumen, die ich immer wieder höre. Manche Vorurteile sehe ich als falsch an und manche Stimmen sogar. Eine grosse Auswahl an Flatpedals gibt es hier.

Flatpedals: Man kann nicht optimal Kraft übertragen – falsch

Meiner Meinung nach ist das falsch. Der sogenannte runde Tritt kann auch mit Plattformpedale trainiert werden. Beim Hochfahren konzentriere ich mich explizit darauf, die Beinkraft möglichst effizient auf das Bike zu übertragen. Das geht auch mit Flatpedals.

Richtig, ich kann zwar hinten das Pedal nicht hochziehen, aber ich kann es nach hinten drücken. Ich stelle mir vor, in einen Hundehaufen getreten zu sein und will jetzt die Hundescheisse von meiner Sohle wischen. Genau dieselbe Bewegung, wie beim Hundekot abstreichen, übertrage ich jetzt aufs Mountainbike. Mit meinem Fuss ziehe ich das Pedal leicht nach hinten weg.

Flat und Klickpedale gibt es wie Sand am Meer. Nicht jedes Pedal passt auf jeden Fuss. Mit Schuhgrösse 42 sind mit Plattformpedale oft zu gross. Nachdem ich einige Pedale ausprobiert habe, bin ich bei diesen beiden Modellen geblieben:

Race Face Atlas
Race Face Atlas Pedale mit massiven Pins und enorm viel Grip. | © Marc Schürmann

Flatpedals: Die Pedale bieten keinen sicheren halt – falsch

Mit den heutigen Sohlen der Bikeschuhe klebe ich regelrecht an den Flatpedals. Führend ist hier die Stealth Sohle von Five Ten. In Kombination mit den richtigen Pedalen gibt das haufenweise Grip. Ich selbst fuhr lange den Five Ten Impact VXI, den es in dieser Form leider nicht mehr gibt. Andere Hersteller holen aber gewaltig auf. Mein neuer Favorit ist der Hellion von Ride Concepts. Auch der ION Scrub Amp ist bekannt, ein guter Flatpedalschuh zu sein, mich hat der damals aber nicht überzeugt.

Mit meinen Spreiz- und Plattfüssen passen mir nicht alle Schuhe. Harte und enge Bikeschuhe schmerzen schnell. Die Schuhe von Five Ten und Ride Concepts passen ideal und sind auch nach Stunden noch bequem.

Ride Concepts Hellion MTB Schuhe
Einer meiner Lieblingsschuhe – der Hellion von Ride Concepts. | © Marc Schürmann

Flatpedals: Schienbeinpiercings sind unvermeidbar – richtig

Schon ein paarmal habe ich mir die Pedale ans Schienbein geschlagen. Das tut nicht nur höllisch weh, sondern gibt auch kleine Narben. Meistens pierce ich mich in einem blöden Moment, nicht etwa beim Fahren auf dem Bike, sondern beim Aufsitzen, beim Schieben oder sonst irgendwie.

Schienbeinpiercings sind bei Flatpedals unvermeidbar.

Darum fahre ich Flatpedals

Für mich gibt es zwei Hauptgründe, warum ich Flatpedals fahre:

  1. Ich kann die Fussstellung variieren. Berghoch fahre ich mehr auf den Fussballen. Downhill stehe ich zentraler mit dem Mittelfuss auf dem Pedal.
  2. Die Schuhe sind bequemer. Den Five Ten Freerider benutze ich sogar als Freizeitschuh und kann den Schuh den ganzen Tag tragen ohne Druckstellen.

Klickpedale

Und hier räume ich gleich einmal mit Vorurteilen gegenüber Klickpedalen auf. Eine Auswahl an Klickpedalen gibt es hier. Persönlich fahre ich die XT Klickpedale von Shimano.

Klickpedale: Im Notfall kann ich nicht ausklicken – falsch

Ausklicken muss geübt sein, wie alles andere auf dem Bike auch. Wenn ich versierte Klickpedalfahrer sehe, können diese immer und zu jeder Zeit aus den Pedalen ausklicken. Die Kraft die zum Ausklicken benötigt wird, kann bei vielen Klickpedalen eingestellt werden. Am Anfang empfiehlt es sich, den Mechanismus so einzustellen, um mit wenig Kraft ausklicken zu können.

Klickpedale: Bei schwierigen Stellen fahre ich lieber ausgeklickt – falsch

Der grosse Vorteil an Klickpedalen ist eben gerade der, dass man fest mit dem Bike verbunden ist. Eingeklickt sind schwierige Stellen sogar sicherer zu fahren, da man nicht vom Pedal abrutschen kann. Und wenn ich eine schwierige Stelle lieber ausgeklickt fahre, dann sollte ich die Stelle gar nicht fahren. Bewusst fahren oder bewusst absteigen. Wenn ich in einer Notsituation ausklicke, stürze ich wahrscheinlich so oder so. Egal, ob ich dabei Klickpedale oder Flatpedals fahre.

Auf dem Downhiller fühle ich mich sogar sicherer mit Klickpedalen, weil ich bei holprigen Stellen sicher sein kann, dass die Füsse auf den Pedalen bleiben.

Klickpedale: Man wird Technikfaul – richtig und falsch

Klickpedale verleiten dazu, den Bunny Hop hochzuziehen, das sehe ich auch so. Für Anfänger:innen empfehle ich daher mit den flachen Pedalen zu beginnen und die Techniken richtig zu erlernen.

Aber genau das Hochziehen mit Klickpedalen kann in gewissen Situationen auch ein Vorteil sein. Eine solide Grundtechnik sollte man sich mit Flatpedals aneignen.

Darum fahre ich Klickpedale

Klickpedale fahre ich nur am Rennrad.

  1. Ich bin sicher mit dem Bike verbunden und rutsche nicht von den Pedalen.
  2. Ich übertrage meine Kraft optimal auf das Rennrad.
Klickpedale am Rennrad
Am meinem Rennrad fahre ich SPD Klickpedale von Shimano.

Hybrid Pedale sind eine ideale Lösung – falsch

Auf der einen Seite ein Flatpedal, auf der anderen Seite ein Klickpedal. So kann ich abwechseln. Klingt verlockend, macht sich in der Praxis aber enorm schwierig. Man erwischt stets die falsche Seite, wenn man einklicken will und die Plattform Seite bietet einfach zu wenig Grip. Hybrid Pedale sind mit Abstand die schlechteste Lösung.

Beide Pedale sind gut, auf ihre eigene Art

Beide Technologien haben ihre Daseinsberechtigung. Ich fühle mich wohl auf den flachen Plattformpedalen und werde diese beibehalten. Trotzdem werde ich mich wieder einmal mit Klickpedalen versuchen.

Fährst du Flatpedals oder Klickpedale?

Warum bevorzugst du Klick- oder gar Flatpedale? Welche Pedale fährst du? Was sind deine Lieblingspedale und warum gerade die? Schreib mir deine Meinung in die Kommentare.

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Marc Schürmann

Ich wurde 1983 geboren und wohne in Graubünden. Ich bin der Gründer von allmountain.ch und blogge über meine grösste Leidenschaft, dem Mountainbiken.

18 Antworten

  1. blackCoffee sagt:

    Danke für den Post! Stimme Dir zu.
    Fahre Klickpedale, würde aber auch gerne mal Flatpedale ausprobieren, weil die Schuhauswahl wesentlich grösser ist. Was in dem Post noch nicht beschrieben ist: Worauf ist beim Kauf von Flatpedalen zu achten? Wodurch ergeben sich die grossen Preisunterschiede bei Flatpedalen (29 CHF (DMR V6) bis 280 CHF (Syntace Number 9/2))?

    Hybridpedale am MTB/Rennrad würde ich auch nicht empfehlen. Es gibt jedoch einen Anwendungsfall, wo sie Sinn machen: Das Pendelfahrrad (neudeutsch Commuterfahrad). Dort schätze ich diese Pedalart, weil man auch mit Halbschuhen (neudeutsch Business-Schuhe) eine kurze Strecke problemlos fahren kann..

    • Marc Schürmann sagt:

      Hey
      Danke für deinen Input. Der Vergleich zwischen einem günstigen und teuren Pedal könnte ich wirklich noch in den Artikel reinnehmen. Danke dir dafür.
      Ja, da machen Hybridpedale noch am ehesten Sinn. Aber an meinem Alltagsrad fahre ich auch Flats, da ich danach eigentlich immer noch zu Fuss weitere gehe (Einkaufen, Freibad, Ausgehen usw…)

  2. Rudi sagt:

    Klickpedal am Rennrad und am Reiserad.
    Flatpedal am Crosser und MTB – ich bin fahrtechnisch so schlecht und bei unseren Feld-, Wald- und Wiesenwegen mit wilden Spurrillen fühle ich mich sicherer (vor allem, wenn ich auf der „falschen“ Seite ausklicken müsste – hab Klickpedale öfter probiert und bin dann öfter auf der Pappn gelegen)…

    • Marc Schürmann sagt:

      Einmal fällt jeder auf die Fresse :-).
      Mich hats das erste mal auf dem Rennrad, an einer roten Ampel hingelegt. Toll, wenn dabei noch alle Autofahrer zuschauen können 🙂

  3. Holger sagt:

    Guter Artikel, dem ich voll zustimme! Probier mal das FIFTY-FIFTY DH17 flat pedal. Dann willst du kein anderes mehr, auch kein Vault. Der grip ist derart krass, dass sich sogar die daseinsberechtigung von klickpedalen in Frage stellt. Happy trails aus dem Urnerland.

    • Marc Schürmann sagt:

      Sali Holger

      Vielen Dank für die Info. Ich bin mit den DMR Vaults voll zufrieden. Du darfst mit aber gerne ein Paar DH17 zuschicken, um sie ausgiebig zu testen.
      Gruss
      Marc

  4. Pascal Leuenberger sagt:

    Nur Klick, am Renner und am MTB. Habe ich schon immer gemacht

  5. ROTSCHER sagt:

    Egal ob Klicki oder Flat … einfach so wie sich jeder wohlfühlt. Es gibt kein Gut oder Schlecht. Auch im Weltcup von Enduro oder Downhill wird beides gefahren. Nur im CC gibt es ausschliesslich Klick. Aber für alle, die wirklich lange Touren mit vielen Höhenmeter absolvieren, machen Klicks einfach Sinn. Für die vielen Bähnlifahrer ist es egal.
    Meine Erfahrung ist, dass viele Flats fahren, weil sie sich sicherer fühlen. Aber für technisch sehr gute Fahrer empfehle ich klar die Klicks. Es gibt eine nochmals bessere Verbindung zum Bike. Ich möchte nicht darauf verzichten. Aber ich bin ja in meinem Alter auch schon sehr old scool 🙂

  6. Seb sagt:

    Klick am RR und am Fully, am Hardtail fahre ich Hybrid, aber nur da ich dieses auch/oft als Cityrad gebrauche und daher öfters mit normalen Schuhen unterwegs bin.

  7. Chris sagt:

    Hallo,
    am Rennrad fahre ich Klickpedale, hier ist außerhalb der Stadt auch kein ständiges aus-/einklicken erforderlich. Am Alltagsrad finde ich Klickpedale ehr hinderlich. Hier habe ich Flat Pedale im Einsatz. Die bieten auch mit normalen Schuhen einen guten Halt, wie ich finde.
    Grüße

  8. Dagmar Schmitz sagt:

    Hallo Marc,
    schöner Beitrag zu den unterschiedlichen Pedalen.
    Ich kann das gute Fahrgefühl mit den Five Ten Schuhen nur bestätigen. Ich bin damit nicht nur auf meinen BMX Rädern unterwegs, sondern habe die Plattformpedale an fast allen Fahrrädern und auch an meinen Einrädern montiert. Und ja die Macken an den Schienenbeinen kommen meist beim Schieben oder Tragen der Fahrräder zu stande.
    Liebe Grüße
    Dagmar

  9. Raphael sagt:

    Dein Bericht ist sehr ausgewogen. Allerdings beurteilst Du nur Deine Situation. Man kann gut finden, was man will. Meine Frau schwört auf Flat, ich auf Klick. Das gilt jeweils fürs MTB. Beim Trekking-Bike sieht es ganz anders aus. Auch da fährt meine Frau die Flatpedale. Alles bestens. Aber ich habe Hybrid-Pedale, die optimale Lösung. Klar, es ist oft ein wenig eine Fummelei, die richtige Seite zu treffen. Aber da ich das Bike sowohl für den kurzen Einkauf wie auch für Tagestouren über 100-140km verwende, ist es der beste Kompromiss. Mit den Sandalen zum einkaufen, mit den Veloschuhen auf die Tour. Funktioniert bestens.

    • Marc Schürmann sagt:

      Hallo Raphael

      Ich kann auch nur meine Situation beurteilen, für alle weiteren Inputs bin ich froh um Kommentare wie von dir. Für deine Bedürfnisse machen Hybridpedale wirklich Sinn.
      Liebe Grüsse aus Graubünden
      Marc

  10. Dave sagt:

    Bin leider auch nicht Fan von den Hybridpedalen, aber da meine Frau und ich ein e-Fully teilen, ich auf Klicks und sie auf Flat schwören, sind Hybridpedale wohl die ideale Lösung.

  11. B(andi)t sagt:

    Ich fahre Klickpedale, weil die für meinen Einsatzzweck und für mein Fahrkönnen optimal erscheinen. Aber ich denke, das es da grundsätzlich keine Zwänge gibt. Mich haben schon oft genug Biker in „bösem“ Gelände so rasant in Klickpedalen überholt, das ich meinte – niemals so in Klickern 😉

  12. Acidham sagt:

    jup Magped vereint beide Welten

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