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Es ist nie zu spät um anzufangen – Mein erstes Mountainbike Rennen

Endlich war es so weit, vergangenes Wochenende startete ich an meinem ersten Mountain Bike Rennen. Wobei die Bezeichnung Rennen eigentlich falsch ist, da es sich primär um einen Plauschevent handelte. Die Hörnli Trailjagd in Arosa ist das Pendant zu der bekannten Schnitzeljagd in Sölden und fand in diesem Jahr das erste Mal statt. Im zweier Team ging es darum, vier Posten anzufahren und dabei eine kleine Aufgabe zu bewältigen. Mithilfe einer Trail Map mussten zudem zwei weitere Checkpoint angefahren und dabei die Map abgestempelt werden. Eigentlich wie ein Orientierungslauf, einfach mit dem Bike 🙂 . Dabei wird die Zeit gemessen. Das Team, dass alle Posten in der schnellsten Zeit abstempelt und durchs Ziel in Arosa fährt, gewinnt. Primär stand aber der Spass im Vordergrund.

Mountain Bike Rennen Hörnli Trailjagd Arosa
Ready for Race in Arosa. | © Marc Schürmann

Ziel war es, ins Ziel zu kommen

Mein Race Kumpane Pascal und ich steckten uns keine zu hohen Ziele, und ein Podestplatz war ohnehin eher unrealistisch. Unser Ziel war lediglich ins Ziel zu kommen, unfallfrei und dabei nicht als Letzter die Ziellinie zu überqueren. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wie so ein Mountain Bike Rennen ablaufen würde und war daher leicht nervös. Wir reisten früh an, um bereits einen Tag im Voraus die Region und die Trails näher kennenzulernen. Das schlechte Wetter und der Regen verwarf diesen Plan jedoch schnell und uns blieb lediglich die Internetrecherche. Am Abend war dann das sogenannte Briefing und wir bekamen die ersten Informationen zum Rennablauf am Samstag. Die Trail Map mit den Checkpoints erhielten wir aber erst 30 Minuten vor dem eigentlichen Rennstart auf dem Weisshorngipfel. Am Vorabend wurde uns lediglich ein Goodie Bag in die Hand gedrückt und ein paar Infos zum Start bekannt gegeben. Nicht gerade viel, um meine Nerven ein wenig zu beruhigen.

Der Start im Nebel

Am Samstag in der Früh besammelten sich alle Teams auf dem Weisshorngipfel. Der Morgen war eisig kalt und wir wärmten uns bis zum Briefing im Innenbereich des Bergrestaurants auf. Das Startgelände war von dichtem Nebel eingehüllt, sodass wir nicht mal die ersten Streckenmeter erblicken konnten. Nicht nur, dass es mein erstes Mountain Bike Rennen war, sondern auch, dass ich dabei keinen Blick darauf hatte, was mich für Gelände erwartete, sorgte bei mir für ein wenig Unmut. Immer mehr Fahrerinnen und Fahrer versammelten sich auf dem Gipfel und reihten Ihre Bikes im Startgelände auf. Dutzende Bikes lagen auf dem Boden und warteten auf das Startsignal. Die Trailjagd wird nach Le Mans Startprozedur durchgeführt. Alle Teams starten zur selben Zeit. Wir entschieden deshalb, die schnelleren Teams vorzulassen und uns im hinteren Drittel einzureihen, um niemandem im Weg zu stehen, wenn es losging. 30 Minuten frühere wurde uns die wichtige Trailjagd Map, auf welcher die einzelnen Checkpoints eingezeichnet waren, ausgehändigt. Wir studierten die Karte genau und planten eine optimale Route, um eine schnelle Zeit einzufahren und keine unnötigen Streckenkilometer zu sammeln.

Auf die Plätze, fertig, los

Nur noch wenige Sekunden trennten uns vor dem Startschuss und dem Massenstart auf dem Weisshorngipfel. Wegen des dichten Nebels entschied der Veranstalter einen Navigator vorauszuschicken, um die Sicherheit aller zu garantieren. Alle Teams mussten diesem Vorfahrer bis zu einer gewissen Stelle folgen, quasi wie das Safety-Car bei der Formel eins. 3, 2, 1, los, der Startschuss fiel, die Knall Pistole war zwar ein Blindgänger, aber wir stellten uns den Startschuss einfach vor. Die Teams rannten zu Ihren Bikes und schossen durchs Starttor Richtung Tal. Wir starteten gemächlich in den hinteren Reihen, und tasten uns langsam an das Mountain Bike Rennen heran. Noch unsicher auf den ersten Metern überholten wir schnell ein duzend Fahrer. Auf dem losen Geröll kamen wir mit gutem Tempo voran und machten bereits zu Beginn einige Plätze gut. Das Adrenalin versetzte mich ziemlich schnell in den Race Mode und ich versuchte energisch noch mehr Teams zu überholen. Der dichte Nebel erschwerte die Orientierung stark und ich hatte kein Gefühl in welche Richtung wir fuhren, und ob es sich dabei auch noch um die Richtige handelte.

Der entscheidende Fehler

Wir fuhren blindlings dem Vordermann hinterher, ohne zu wissen, wo die restlichen Teams sich befinden. Im Rennfieber und vollgepumpt mit Adrenalin schienen unsere Orientierungssinne kaum mehr vorhanden, zu sehr konzentrierten wir uns aufs Plätze gutmachen. Der entscheidende Fehler fiel uns daher zu spät auf. Bei einer Kreuzung, einem Wegweiser, bogen wir, zusammen mit einigen anderen Teams, rechts ab, statt links. Einfach, weil wir im Nebel den vorderen Teams hinterherfuhren, anstatt uns selbst zu orientieren. Ehrlich gesagt, habe ich den Wegweiser nicht einmal gesehen, Pascal wohl ebenso wenig. Das Team hinter mir bemerkte den Fauxpas und stoppte, um sich mittels Trail Map neu zu orientieren. Ich tat es ihnen gleich, Pascal aber bemerkte mein Anhalten nicht und brauste weiter gen Tal. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen, sonst hätten wir uns im dichten Nebel verloren. Als sich der Nebelsuppe ein wenig verzog, kamen wir beim Checkpoint von Scott an, anstatt wie geplant beim Checkpoint von Endura. Unser eigentlicher Plan wurde sofort über den Haufen geworfen und wir mussten uns eine neue Route ausdenken. Die Stimmung war leicht getrübt und ich ein wenig frustriert. Wir überlegten kurz, ob wir die Strecke zurückfahren sollten, um doch noch unsere eigentliche Route zu fahren, entschieden uns aber einstimmig dagegen. Zu diesem Zeitpunkt verlangte ohnehin die Aufgabe am Scott Checkpoint unsere volle Aufmerksamkeit. Auf Kinderräder hatten wir einen kurzen Hindernissparkour zu meistern, war gar nicht mal so einfach. Es sieht auf dem Foto leichter aus als es tatsächlich war.

Hörnli Trailjagd Arosa - Foto von Christoph Bayer
Hindernissparkour auf Kids Bikes. Keine einfache Aufgabe – Foto von Christoph Bayer

Neue Route, neues Glück

Unsere neu gewählte Route führte uns zuerst einige Meter den Berg hoch, bevor wir die Talstation der Hörnli Gondelbahn erreichten. In gemächlichem Tempo schwebten wir mit dem Hörnli Express hinauf auf 2511 Meter und vernichteten die rund 700 Höhenmeter mithilfe der Gondelbahn. Ein weiterer Checkpoint befand sich bei Gredigs Fürggli, die Urdenbahn kürzte die Strecke dorthin um einige Minuten ab und sparte Kalorien für den weiteren Rennverlauf. Sie fuhr aber jeweils nur stündlich. Wir bangten bereits im Hörnli-Express, ob wir die Urdenbahn noch erwischen würden, hatten wir auf dem Hörnli ja noch die Aufgabe von Leatherman zu bewältigen, um den begehrten Stempel zu bekommen. Am Checkpoint Leatherman hatten wir ein Croissant mit einem Leatherman einzubuttern, Käse zu schneiden und das Croissant gleichzeitig von beiden Seiten zu essen. Da wir unter Zeitdruck standen, verdrückten wir das zweite Frühstück mit nur einem Bissen und hetzten dann zur Urdenbahn hinunter, welche wir zu guter Glück in letzter Sekunde erwischten. Wir waren nicht das einzige Team und die Gondel war voll mit «Konkurrenten».

Singletrail Highlight war uns wichtiger

Der Aufstieg zum Gredigs Fürgli war steil und die Bikes wurden geschoben oder geschultert. Der kalte Wind blies und kräftig um die Ohren. Viele Teams bestiegen gleichzeitig die steile Anhöhe und der Trott schlängelte sich den Trail hoch. Eine Wandergruppe mit geschulterten Bikes zog Richtung nächsten Checkpoint. Als wir unsere Rennmaschinen den Schotterweg hinauf schoben, rasten bereits die schnelleren Teams an uns vorbei, wieder zurück zur Station der Urdenbahn. Am Checkpoint angekommen, die Trailmap abgestempelt, entschieden wir uns für den Trail rund ums Parpaner Weisshorn, ein Singletrail Highlight in Arosa, wie und von lokalen Trailkennern versichert wurde. So sehr auf Sieg aus waren wir nicht und mit unserem Fahrfehler zu Beginn wird uns ein Podestplatz verwehrt bleiben, also warum nicht Trails geniessen, fragten wir uns? Wir verloren sicherlich eine Menge Zeit, hatten aber einen riesengrossen Spass auf dem Trail hinunter zum Älplisee, Richtung Restaurant Alpenblick, wo uns der Posten von Continental erwartete.

Ab nun eher gemütlich als Race Mode

Ab hier wussten wir, dass wir die Chance auf eine gute Platzierung vergeben haben. Deswegen entschieden wir uns, mit der Weisshorn Bahn, nochmals zum Start hochzufahren und die letzten beiden Checkpoint so anzufahren, wie wir es eigentlich von Anfang an geplant hatten. Nun waren die beiden Checkpoints auch die Letzten auf der Liste. Unter Anleitung von Einheimischen planten wir die letzte Etappe zum Checkpoint Ochsenalp, hinunter zum Löser, zurück zur Ochsenalp und direkt zurück nach Arosa. Die Weisshornbahn, die und zum Gipfel hochfahren sollte, haben wir aber um einige Minuten verpasst und blieb das erste Mal wirklich Zeit, um einmal durchzuatmen und eine Pause einzulegen, waren wir doch bereits über drei Stunden im Sattel. Die mehreren Tausend Tiefenmeter zehrte ziemlich an den Kräften und die anstrengendste Etappe stand noch vor uns, ein rund 300 Meter hoher und teils steiler Anstieg vom Checkpoint Löser, zurück zur Ochsenalp. Kling nicht unbedingt nach viel, aber bei einer Höhe von über 2000 Metern war die dünne Luft deutlich spürbar.

Nochmals in die Pedale treten

Nach halbstündiger Wartezeit starteten wir gewissermassen zum zweiten Mal auf dem Weisshorngipfel und bogen diesmal richtig ab, nach links statt nach rechts. Der wirklich flowige Trail spuckte uns einige Zeit später bei der Ochsenalp wieder aus, wo wir fix die Aufgabe von Endura bewältigten und weiter zum letzten Checkpoint fahren konnten. Die rasante Abfahrt auf dem breiten Schotterweg wurde nur noch von einer Kuhherde unterbrochen, welche die komplette Strasse blockierte. Eine Kuh befand sich ausserhalb des abgesperrten Weidelands und wir entschlossen uns, das verirrte Tier wieder zu seiner Herde zurückzuscheuchen, bevor wir die letzten Meter zum Löser Checkpoint in Angriff nahmen. Wir erreichten den Löser schnell, kehrten um und kämpften uns den Aufstieg hoch, zurück zur Ochsenalp. Ich, schon ziemlich erschöpft und schiebend, Pascal, mit mehr Power in den Beinen, fahrend. Der letzte Aufstieg verlangte nochmals einiges von uns ab und meine Beine brannten. Meine Kräfte waren langsam aber sicher aufgebraucht und ich war froh, dass wir nun das Ziel ansteuern konnten. Ab Ochsenalp gings bis nach Arosa mehrheitlich nur noch bergab, unterbrochen von kurzen Gegenanstiegen. Wir erreichten die Zieleinfahrt auf Rang 31 nach rund 5 Stunden und 30 Minuten. Ich war ziemlich erschöpft, äusserst glücklich und vor allem verdammt Stolz mein erstes Mountain Bike Rennen geschafft zu haben.

Ghackets mit Hörnli und Goodies

Am Abend wurden dann die Siegerinnen und Sieger verkündet, es gab Ghackets mit Hörnli und Preise für jedes Team. Die drei besten Teams erhielten einen Pokal und durften das Siegerpodest besteigen. Die Trailjagd Arosa war ein voller Erfolg und Pascal und ich hatten sehr grossen Spass. Wir werden uns bei der nächsten Ausgabe mit Sicherheit erneut anmelden und unseren Platzierung auf Rang 31 bestimmt verbessern, denn ab sofort kennen wir die Trails in Arosa nur zu gut – und wir sind im Rennfieber  😀

Mountain Bike Rennen Hörnli Trailjagd Arosa
Die Siegerpokale der Hörnli Trailjagd 2017

5 Jahre später das Rennen gewonnen

Fünf Jahre später, genau genommen im Jahr 2022, gewann ich die Hörnli Trailjagd in Arosa zusammen mit meiner Lebenspartnerin Tina. Mehr dazu kannst du hier nachlesen: Wir haben gewonnen | Hörnli Trailjagd Arosa 2022

Siegerpodest Hörnli Trailjagd Arosa 2022
Fünf Jahre später haben wir die Hörnli Trailjagd in Arosa gewonnen | © Arosa Tourismus
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Marc Schürmann

Ich wurde 1983 geboren und wohne in Graubünden. Ich bin der Gründer von allmountain.ch und blogge über meine grösste Leidenschaft, dem Mountainbiken.

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