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Ich kann nicht nur Wellnessen
An unserem Wochenende im Grand Resort Bad Ragaz hatte ausschliesslich ich mein Bike dabei. Isabelle hatte ihr Cube Enduro zu Hause gelassen und wollte einfach ein Wochenende entspannen und die Wellness Oasen geniessen. Sie kann gut entspannen, die Füsse hochlegen und in ihrem Roman versinken. Ich dagegen, bin dafür viel zu nervös und aufgedreht um Tagelang einfach ein wenig zu sein. Am ersten Tag genoss ich ebenfalls die Ruhe und das Zusammensein mit meiner Liebsten und meinen Freunden. Der zweite Tag musste ich dann aufs Bike, auf dem Bike ist für mich entspannender. Hier kann ich perfekt die Seele baumeln lassen und dem Alltag entsagen.
Die Neugier die Tamina Schlucht zu entdecken
Bei unserem letzten Besuch vor einem Jahr hatten wir ja, wegen einer Unachtsamkeit seitens Hotel, keine Bikes mehr um die Umgebung ausgiebig zu erkunden. Wir spazierten damals an der Tamina Schlucht entlang, einfach um ein wenig Dampf abzulassen und zur Ruhe zu kommen, hatten wir doch einen massiven Sachschaden an Auto und Bikes zu verzeichnen. Seit da an war ich neugierig, was ich denn noch weiter oben entdecken würde. Wo führt der Weg hin? Wie muss ich mir den weiteren Verlauf der Tamina Schlucht vorstellen? Fragen die ich nun an diesem Tag beantworten konnte.
Leicht regnerisches Wetter und eine Fahrverbotstafel
Am Sonntag fuhr ich einfach mal los, ohne mich vorher informiert zu haben, ohne zu wissen, was mich erwartet und ohne jeglichen Plan welche Route ich fahren musste. Das Wetter war an diesem Tag trügerisch und der Boden noch leicht feucht. Vorbeugend packte ich meine Regenjacke ein. Die Temperatur war überraschen kalt und ich war nicht wirklich mit den passenden, wärmenden Kleider ausgestattet, hatte ich doch diese prompt Zuhause liegen lassen. Die Regenjacke zog ich bereits früh an, mehr um den kalten Wind abzuhalten, als gegen den Regen zu schützen, der zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht fiel.
Ich freute mich tierisch auf die Entdeckungstour. Normal fahre ich meistens nur nach GPS und weiss über die ausgewählte Route genau Bescheid. Dieses Mal war ich nicht vorbereitet und wusste nicht, was mich erwarten würde. Beim Kiesweg zur Tamina Schlucht erwartete mich als ersten ein Fahrverbotsschild. Ich musste lachen. Endete hier bereits die spannende Tour? War nach 100 Metern bereits Schluss? Musste ich mir eine Alternativroute ausdenken? Nach kurzen Zögern sagen wir mal, habe ich das Fahrverbot einfach übersehen, gespickt mit kurzen Gewissensbissen.
Der Fluss rauscht mit lautem Getöse gen Tal
Die breite Kiesstrasse führte direkt am Fluss entlang. Zwischen nacktem Felsen und dem reissenden Bach schlängelt sich der Weg die Schlucht hoch, stets angenehm flach. Immer wieder fahre ich an kleineren Wasserfällen vorbei, die von den Felsabhängen heruntertröpfeln. Stets steile Felswände zur Rechten und die tiefe Schlucht zur Linken. Beim trügerischen Wetter war an diesem Tag fast keine Menschenseele unterwegs. Das fehlende Sonnenlicht, die feuchte Luft und die Geräusche des Flusses und der kleinen Wasserfälle verliehen eine wunderbar magische Atmosphäre. Ich genoss den leichten Anstieg und die Ruhe.
Die Schlucht wir tiefer, die Luft kälter
Je mehr Höhenmeter ich abkurblete, umso tiefer wurde die Schlucht auf der linken Seite. Die Natur ist hier wirklich eindrucksvoll, schade finde ich nur, dass während Saison auf dieser Strasse Postautos verkehren. Aktuell hatte die Taminaschlucht noch nicht geöffneten und daher verkehrten die Busse noch nicht. Wie klar die Schönheit dieser Schlucht und der Natur dann noch zur Geltung kommen, ist mir ein Rätsel. Ich genoss die einsame Zeit ohne Busverkehr. Die engen Kurven und herausragenden Felswände sind sicherlich eine Herausforderung für jeden Buschauffeur und mir wurde auch klar, wieso auf der ganzen Strecke ein Fahrverbot gilt. Ein Bus benötigt die komplette Breite der Strasse und ein aneinander vorbeikommen ist nicht mehr.
Und plötzlich eine Sackgasse
In meiner Vorstellung erwartete ich eine schier endlose Strasse, die sich in dieser Schlucht immer weiter und weiter Richtung Himmel zog, doch die breite Strasse war abrupt fertig. Der Eingang zur eigentlichen Tamina Schlucht war quasi das Ende. Die letzte Bushaltestelle, eine Wirtschaft und der Eingang zur Schlucht, mehr war da nicht mehr. Hier ist die Attraktion auf Tourismus ausgelegt. Die Schlucht abgesperrt und geschlossen. Der Zugang wohl nur während der Saison geöffnet und das Naturschauspiel nur zahlenden Gästen gegönnt. Mir blieb die Schlucht an diesem Tag verwehrt und die Neugier wurde auf ein Neues genährt.
Es ging weiter auf steilen Wanderwegen
Umkehren wollte ich auf keinen Fall, dafür hatte ich noch zu wenig Energie verbraucht, und zu wenig Adrenalin ausgestossen. Die normale Strasse wieder herunterzubrettern schien mir zu langweilig. Ich hielt nach Wanderwegen Ausschau. Die gezeigten Ortschaften auf den Wandertafeln waren für mich nur Bahnhof und ich wusste nicht, welcher Weg wohin führte und ob sich die Anstrengungen wirklich lohnen würden. Nach dem Zufallsprinzip traf ich meine Entscheidung und schlug einfach einen Weg ein, schnell einmal so steil im Anstieg, dass ich mein Cube Stereo schultern musste, um weiterzukommen. Nur auf kurzen Passagen konnte ich auf dem Wanderweg hochkurbeln, zu steil war der Anstieg und ich schob und trug mein Bike mehr, gehört auch zu einer Entdeckungstour.
Der Rest ist schnell erzählt
Wer jetzt noch auf einen Supertrail oder auf eine spektakuläre Entdeckung wartet, den muss ich leider enttäuschen. Nach einem wirklich steilen Anstieg spukte mich die Natur in einem Dorf wieder aus, den Namen ist mir bereits wieder entfallen. Ab hier strampelte ich irgendwo weitere eine Asphaltstrasse hinauf, bis ich mich entschied umzudrehen und den gleichen Weg wieder zurückzufahren. Langsam drückte die Kälte auch durch die dünne Regenjacke und das Wetter verschlechterte sich zudem wieder. Es war sowieso Zeit, um wieder zum Hotel zurückzukehren.
Das war ein Blindflug
Bei der finalen Abfahrt entdeckte ich doch noch einen kleinen Aussichtspunkt, jedenfalls war es so angeschrieben. Dabei fragte ich mich: „Aussicht auf was?“. Viel zu sehen war an dieser Stelle ausser Bäumen nicht viel. Ich verweilte nur kurz und fuhr den steilen Wanderweg hinunter, bis ich wieder bei der Tamina Schlucht unten war. Ab hier ging es locker und gemütlich zurück ins Hotel.
Fazit
Das nächste Mal muss ich mich wirklich wieder ein wenig vorbereiten. Mit einem Blindflug kann man sicherlich auch einen Glückstreffer landen, bei mir war es an diesem Tag definitiv nicht der Fall. Im Sommer ist hier bestimmt viel Touristikbetrieb und keine solch idyllische Ruhe wie ich sie erlebt habe. Positiv zu werden war sicherlich die Menschenleere und die Schönheit der Schlucht, gerade bei diesem wechselndem Aprilwetter. Spektakuläre Highlights gab es in dem Sinne leider nicht. Höchstens noch die neu gebaute Tamina Brücke, welche die Schlucht überspannt.
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