Ich wollte immer was ändern, konnte es aber nie. Warum eigentlich nicht? Weil ich stetig dachte die Kraft nicht zu haben, das alles nicht durchzustehen und einen weiteren Verlust hinnehmen zu müssen. Abnehmen ist anstrengend und ich zu faul. Sport ist eine Tortur und macht keinen Spass, auf Essen verzichten ebenso wenig. So gesehen hat Abspecken nur negative Eigenschaften. Abnehmen ist mit viel Leid und noch mehr Arbeit verbunden, sowas kann einfach keinen Spass machen – so dachte ich all die Jahre. Doch übergewichtig fühlte ich mich einfach nicht mehr wohl. Mit 30 Jahren kamen zusätzlich die ersten körperlichen Beschwerden. Alltagstätigkeiten, wie einfaches Treppensteigen, wurden zur anstrengenden Qual. Ich weiss nicht mehr genau wie und wann es genau Klick gemacht hatte, aber heute ich bin froh, dass es passiert ist. Eines Tages hatte ich einfach die Schnauze voll von allem. Tiefer konnte ich, meiner Meinung nach, nicht mehr fallen und schlimmer konnte es nicht mehr werden. Ich war an einem Tiefpunkt, der über mein weiteres Schicksal entscheidend war. Jetzt oder nie, dachte ich, meine letzte Chance etwa zu verändern, etwas zu erreichen und mein Leben langsam in den Griff zu kriegen. Anfang 30 wurde mir meine Situation erst wirklich bewusst und ich war ziemlich verärgert, alles so lange schöngeredet und ignoriert zu haben. Es benötigte 30 Jahre Lebenserfahrung, 30 Jahre des Grübelns, um endlich den Finger aus dem Allerwertesten zu kriegen.
Die dunkle Seite der Macht
Ich wollte endlich leben, wollte nicht mehr dick sein, wollte die blöden Sprüche nicht mehr anhören müssen und wollte nicht mehr alleine durchs Leben schreiten. Ich war wütend, stinksauer, auf mich, auf die Welt, aufs Essen. Eigentlich auf Alles. Dieser Hass half zu Beginn enorm und war unter anderem einer der Auslöser, endlich mit Abnehmen anzufangen. Endlich nicht mehr dick sein, war mein jeher innigster Wunsch. Einfach, weil ich keine Kraft mehr hatte und die Qualen nicht mehr ertragen konnte. Jahrelang versuchte ich abzunehmen, nie mit wirklich ernster Absicht oder starkem Willen, mehr weil ich falsch fand dick zu sein, und endlich mein Gewicht in den Griff zu kriegen. Jahrelang, bin ich gescheitert mich aufzuraffen und die Sache richtig anzupacken. Jetzt, die Stimmung ganz am Boden und das Gemüt deprimierter denn je, kam der entscheidende Moment. Als wäre ein Schalter in meinem Kopf umgelegt worden. Plötzlich war für mich alles so klar und wirkte so simpel. Abnehmen, ganz einfach, nur diese eine Sache, nicht mehr. Erst am Scheitelpunkt, erst als ich nichts mehr zu verlieren hatte, wurde mir bewusst, dass ich was unternehmen musste, einen Ausweg finden aus der Misere, um nicht daran zu zerbrechen. Und mir wurde auf einmal klar, dass nur ich alleine die Aufgabe bewältigen kann und ich endlich Verantwortung für mich selber übernehmen musste. Ich musste nur loslaufen, auf meinem eigenen, neuen Weg durchs Leben. Es gilt ganz einfach zu starte, wie war zweitrangig.
Vollgas, jetzt erst recht
Ich legte einfach los, ohne gross darüber nachzudenken wie, bewegte mich einfach. Jede Veränderung war besser als der Status Quo. Jegliche Bewegung war gesünder als faules Herumliegen. Jedes Gramm Gewichtsverlust bestätigte mir, auf dem richtigen Weg zu sein. Ich begann schlicht, mit Gehen und einigen Liegestützen. Mehr war mit meiner Fülle auch nich nicht möglich, immerhin musste mein Körper zuerst aus dem Tiefschlaf erwachen. Täglich ging ich mehrere Kilometer, bis sich die körperliche Leistung langsam verbesserte. Die Wege wurden länger und das Tempo schneller, bis ich vom Gehen in den Laufschritt überging, erst kurze Abschnitte, dann immer längere Laufphasen. Die Waage zeigte jeden Tag weniger Gewicht an und meine Stimmung hob sich mit jeder kleineren Zahl auf dem Display. Diese Glücksgefühle motivierten mich und machten den Sport erträglicher. Wenn sich der Anstrengungen lohnen und die Ergebnisse stimmen, wird die Anstrengung zum Unverzichtbaren. Ich verlor täglich Gramm um Gramm an Gewicht, verlor Körperfett und baute Muskelmasse auf. Die gesteigerte Fitness und der neu trainierte Körper verlangte unweigerlich nach mehr und vor allem nach anstrengenderen Sportaktivitäten. Einfaches Gehen war irgendeinmal einfach zu wenig, um das Gewicht weiter reduzieren zu können. Der Kalorienverbrauch war zu niedrig geworden. Ich steigerte mich immer mehr und mehr. Nach einigen verlorenen Kilos spielte ich mit dem Gedanken, endlich wieder auf ein Mountain Bike aufzusitzen. Lauftraining war eine gute Sache aber ich war kein geborenen Läufer. Mit einer akzeptablen Grundfitness kaufte ich mir ein neues Mountain Bike, welches eine neue Ära meines Leben einläutete.
Leidenschaft Mountain Bike, sie ist bis heute geblieben. Dazu mehr im nächsten Kapitel „Life is better on a mountain bike„
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